Entwicklung des ZFR 3A


​(Anfertigung nur für die Henschel Hs 129)

Das ZFR 3A ist ein optisches Doppelvisiergerät für starre Flugzeugbordwaffen, bei welchem ein Fernrohrvisier und ein Reflexvisier kombiniert mit parallelen Visierachsen zueinander liegen. Der Einblick des Fernrohres ist nach oben geneigt, so daß die okularseitige Fernrohrachse die Visierlinie des Revi in der Austrittspupille des Fernrohres schneidet. Visiert wird über die Fernrohrvisierung um das eigentliche Ziel auszumachen. Wodurch dann mit geringe Augendrehung nach oben zum leuchtenden Abkommen des Revi`s übergegangen werden kann, wobei bei Einhaltung des vorgesehenen Augenabstandes von 255 mm (okularseitiger Schnittpunkt beider Visierachsen) zur Schussabgabe gezielt wird.

Grössenvergleich der fast Baugleichen ZFR`s (links ZFR 3A (Hs 129) und dem ZFR 4A (Me 410)

 

 

Ausgangslage….


Um die Wirkung resp. die Kampfkraft der Flugzeuge (als Waffenträger) gegen Bomberpulcks und Bodentruppen (Panzer) zu verbessern, wurde über grosskalibrige Waffen nachgedacht und diese ab 1942 in verschiedenen Kalibern auch eingesetzt. Es wurde Seitens der E-Kommandos darauf hingewiesen, das ein ZFR unerlässlich zur frühzeitigen Erkennung des Flugwinkels gegnerischer Flugzeugpulks. Diese Zeitersparnis, konnte der Schütze nutzen um den Vorhaltewinkel zu bestimmen, bevor er vom gegnerischen Begleitschutz bedrängt wird.

Schon 1942 hat sich die Firma Henschel Gedanken darüber gemacht wie Sie bei Ihrem Kampfflugzeug Henschel He 129 mit 3 & 3,7 cm Kanonen den Seitendrift resp. die Richtgenauigkeit für den Schützen verbessern konnten. Erste Vorschläge kamen seitens Nicolaus Borchert dem Konstrukteur und Flugzeugführer der Firma Henschel für einige einfache Ab-Hilfsmassnahmen. „Durch Schränkung der Ruderhinterkante, Anbringen von Leisten zur Verbesserung der Strömmungsverhältnisse um eine bessere Richtgenauigkeit des Baumusters zu erhalten.“

Gerade bei sich bewegenden Zielen hatte man grosse Schwierigkeiten zur Berechnung des Vorhaltes bei der Schussabgabe. Die Ergebnisse an den Schiessschulen und E-Stellen brachten die Probleme zu Tage. Es wurden nach Lösungen gesucht um die Trefferquoten mit Seitenwind und beim driften des Flugzeuges zu verbessern. Eine Theorie bestand darin “ …ob Zielanflüge bei Seitenwind mit richtiger Schräglage des Flugzeuges die theoretisch zu erwarteten besseren Trefferergebnisse zeigen würden?“… Schlussendlich, führte kein Weg daran vorbei ein optisches Gerät zu finden, das den Bedürfnissen der Kombination „Grosskalibrige Waffen und Flugzeug“ gerecht werden konnte.

Das ZFR 3 ist ein sogenannte „komponiertes optisches System“ aus einem Reflexvisier und einem Zielfernrohr. Das Zielfernrohr wurde hauptsächlich zur Früherkennung des eigentlichen angestrebten Zieles benutzt. Die Schussabgabe erfolgte dann beim Zielanflug über die Reflexvisierscheibe mit leuchtendem Abkommen.

Visiert wird über die Fernrohrvisierung um das eigentliche Ziel auszumachen. Wodurch dann mit geringe Augendrehung nach oben zum leuchtenden Abkommen des Revi`s übergegangen werden kann, wobei bei Einhaltung des vorgesehenen Augenabstandes von 255 mm (okularseitiger Schnittpunkt beider Visierachsen) zur Schussabgabe gezielt wird.

 

 

Suche nach Lösungen: schon früh wurde nach einer „optischen Doppelvisier Lösung“ bei der Luftwaffe gesucht… hier eine Hs 129 B-2’s MK beim Auf munitionieren einer 30 mm MK 101

 

 

Entwicklung

 

Die Entwicklungen fanden bei der Firma Leitz für beide Baumuster gleichzeitig statt, für das ZFR 3A (Henschel Hs 129) sowie für das ZFR 4A.

Nach einem Bericht aus einer der Dienstreisen vom 7. Mai 1943 des Luftwaffen Stabsingenieurs Bötz zu den Leitz Werken nach Wetzlar, kann folgendes festgehalten werden…

Am 7. Mai 1943 wurden Zeichnungen und ein erstes Laborgerät ZFR 4A bei der Firma Leitz in Wetzlar vorgestellt. Dabei sind auch viele Verbesserungsvorschläge durch die Firma Leitz für ein erstes „Mustergerät“ vorgeschlagen worden. Ein Mustergerät sollte dann in ca. 8 – 10 Wochen für eine erste Erprobung zu Verfügung stehen. Das Laborgerät selbst sollte nicht zur Erprobung abgegeben werde, da die weiteren Baumuster wesentlich besser ausfallen erden.

–“ Auf Veranlassung der E-Stelle über GL/C-E6 entwickelte die Firma Steinheil Zeitgleich eine „Fernrohrbrille“ mit 4-5-facher Vergrösserung. GL/C-E6 war angehalten diese Entwicklung zu beschleunigen, da diese als parallel Entwicklung zum ZFR angesehen wurde“—

11. Mai 1943 wurden die ersten 20 Mustergeräte der Firma Leitz durch das technische Amt der Luftwaffe genehmigt. Die Notwendige Erprobung sollte dann bei der E-Stelle Tarnwitz stattfinden. Die Firma Leitz, wurde ebenso angewiesen mit der E-Stelle (Erprobungsstelle) enger zusammen zu abreiten.

27. Juli 1943 Nach einer Besprechung im Beisein von General der Jagdflieger Major Kristel, und Vertretern der Firma Leitz (Herr Schäfer) Ende Juli, wurde das erste Baumusters des ZFR 3A dabei vorgestellt! Die Vergrösserung des Gerätes war etwa 2 fach statt 2,5 fach.
Dabei wurde an dieser Sitzung folgendes vereinbart:

 

Fadenkreuz durch das Okular gesehen mit 2 facher Vergrösserung

…“Das Gerät wird schnellstens der E`Stelle zum Einbau in eine Me 110 des Erprobungskommandos 25, Wittmundhafen, zur Verfügung gestellt. Es wird von der Firma Leitz vor Absenden an die E`Stelle nochmals auf Druckdichtigkeit geprüft. Die Einbauzeichnungen in die Me 110 werden vond er Firma Messerschmitt angefordert. Die Beschaffung der durchbohrten Panzerscheiben besorgt ebenfalls die Firma Messerschmitt. Nach der Beendigung der Einbauvorbereitung wird die E`Stelle sich mit Hptm. Geyer zur Durchführung des Einbaus in Tarnewitz in Verbindung setzen. Der Einbau soll möglichst bis 9.8.1943 fertiggestellt sein. Die E`Stelle wird mit dem Erprobungskommado 25 engste Verbindung behalten, um schnell zu Erfahrungsberichten mit ZFR zu kommen. Das 2. Baumuster des ZFR 3A steht der Firma Messerschmitt für Einbau in die Me 109 G zur Verfügung….“

Vom General der Jagdflieger wurde der grosse Raumbedarf des Gerätes in der Kabine beanstandet und die bereits vorgesehene Abnehmbarkeit nochmals dringend gefordert.

Ausserdem wurde angeregt, durch Anbringung eines leuchtenden Abkommens im Fernrohr gleiche
Gesichtsfelder zu erhalten. Firme Leitz liefert weitere 5 Geräte Ende August 1943!

Zur Zeit hatte die Firma einen Auftrag über 70 ZFR 3A. Davon sind 20 Stück auf Veranlassung des Erprobungskommandos 25 in Auftrag gegeben worden !

Die E`Stelle wies darauf hin, dass mit dem ZFR 3A einige grundsätzliche Fragen (Vergrösserung, Gesichtsfeld, Einbau) zu klären sind, bevor weitere Aufträge erteilt werden.

30. Juli 1943 Berlin – nach einer Besprechung verlautet Stabsingenieur Monden, dass nur noch die Zielfernrohre ZFR 3A und ZFR 4A zu entwickeln seien. Die Entwicklungs- und Erprobungsarbeiten an sämtlichen anderen Geräten sind abzubrechen !

 

 

 

August 1943 Wittmundhafen

 

17.08.1943 (Erprobungskommando 25) – Die Verwendung des Gerätes wurde am Hptm. Geyer und Obltn. Hartje erläutert. Es wurden Zielübungen mit dem ZFR 3A durchgeführt. Die Besprechungen ergaben, dass das Gerät hauptsächlich zur besseren Erkennbarkeit der Gegnerflugrichtung und zur genaueren Entfernungsmessung benutzt werden soll. Von der E`Stelle wurde aufgrund der Vorversuche darauf hingewiesen, dass eine merkliche Vergrösserung der Abkommgenauigkeit bei 2,5 –facher Vergrösserung nicht zu erwarten ist und die Sicht durch Beschlag gestört werden kann, da der Raum zwischen Obejektiv und Abdeckglas nur ungenügend ausgetrocknet ist, bezw. Die Heizung nicht ausreicht den Niederschlag zu unterbinden. ​Der Einbau des Gerätes mit Flak 18 wurde durchgeführt. Gleichzeitig wurde eine Robot-Kamera mit 36 cm-Teleobjektiv und elektr. Auslösung eingebaut. ​Es wurde vereinbart, das die Erfahrungen des Erprobungskommandos 25 mit ZFR 3A und die aufgenommen Filme umgehend der E`Stelle Tarnewitz zur Auswertung zugeteilt werden.

 

 

 

 

August 1943 das Erprobungskommando 25 testet im August 43` diverse Zielfernrohre des Typs ZFR 3A und ZFR 4A in verschiedenen Flugzeugbaumustern wie der Me 109 G, Me 110 und der Fw 190. Dabei wurden alle Schussversuche alles auf Film festgehalten.

21. August 1943 weitere Besprechungen ergaben, dass die Zielfernrohre hauptsächlich zur besseren Erkennbarkeit der Gegnerflugrichtung und zu genaueren Entfernungsmessung benutzt werden soll!

29. November 1943 Bericht durch Hptm. Geier und Obltn. Hartke aus dem Erprobungskommando 25 zu ZFR 3A und ZFR 4A
—-„Für Zielbekämpfung auf Entfernungen um 1000 m ist, wie die Einsätze mit ZFR 3A und 4A ergeben haben, die Verwendung eines Fernrohres zusätzlich zum Reflexvisier unerlässlich. Die im ZFR verwirklichte Verbindung beider Geräte ist sehr günstig, da der Schütze ohne Kopfbewegung wahlweise über beide Geräte zielen bezw. beobachten kann. Das Fernrohr im ZFR dient in der Hauptsache zum Beobachten der Zielbewegung, der Abwehrtätigkeit des Zieles (Beobachtung der Waffenstände), der Geschosseinschläge am Ziel, zur schnelleren Erkennung von Abkommfehlern und zur E-Messung.

„….Die Planung sah vor, das ZFR 3A bis 1944 durch das ZFR 3B abzulösen“ Was aber bedingt durch Fehlplanung und die Kriegswirren nicht eingetreten ist…..“

 

 

ZFR 3A Einbau in eine Me 110: Tarnewitz – erhebliche Umbauten auch an der durchbrochenen Panzerscheibe waren erforderlich!

29. Februar 1944 E-Stelle Tarnewitz – bereits werden grössere und regelmässige Feindeinwirkungen zu einem Problem um die benötigten und wichtigen Testreihen für Geräte und Flugzeugbaumuster in nützlicher Frist zu erledigen. Natürlich galt dies auch für den Nachschub und die wirtschaftliche Leistungen um einen erfolgreichen Krieg führen zu können. Verzögerungen in allen Bereichen führten dazu, dass viele Ideen wie zum Beispiel das ZFR 4B schlussendlich fallen gelassen wurden!

9. März 1944 E-Stelle Tarnewitz – nicht nur die Feindeinwirkung machten den Ingenieuren und Testpiloten einen Strich durch die Rechnung, Auch schlechtes Wetter zu dieser Zeit brachten erhebliche Verzögerungen mit sich, im Winter 1944.

 

Eine Henschel Hs 129 B – beschädigt, aus der Schlacht bei El Guettar , Nord-Afrika

 


13. März 1944 E-Stelle Tarnewitz – Die Firma Leitz führte das erste Mustergerät des ZFR 4B mit abnehmbaren Okularteilen inkls. Revi vor. Leitz forderte vor einer Freigabe des Gerätes eine weitere Erprobungsserie. Als Termin für deren Abschluss der entsprechenden Erprobung wird der 31.April 1944 ins Auge gefasst. Gemäss Vereinbarungen mit der Firma Leitz, werden die Einbauntersuchungen an der Me 410 in Tarnewitz durchgeführt.


1. April 1944 Wetzlar – Leitz Werke – Die optischen Werke von Leitz fingen an, durch die immer grösser werdende Gefahr durch Alliierten Luftangriffe, ihre Dezentralisation voran zu treiben. Stollenbau zur Unterbringung der Belegschaft und der wichtigen Produktion unter Tage. Dies wirkte sich natürlich auf die laufende Produktion der ZFR aus. Zur Zeit fertigte die Firma monatlich 50 ZFR 3A und 40 ZFR 4A aus. Dies bei einem Arbeitsaufwand von etwa 90 Stunden pro Gerät.


​19. Juni 1944 endgültiger Entschluss..

Auf Grund der von der E-Stelle vorgetragenen Erprobungsergebnisse und der von General der Jagdflieger sowie dem General der Schlachtflieger mitgeteilten Fronterfahrungen mit ZFR Geräten wurde beschlossen:

„Für die Bekämpfung von Luftzielen wird lediglich die Messerschmitt Me 410 mit BK 5 und dem ZFR 4A ausgerüstet, und zwar nicht in Erwartung einer höheren Trefferprozentzahl sondern zur Zielerkennung. GL/C-B6 sorgt für Bereitstellung der erforderlichen Geräte. Für den Bereich General der Schlachtflieger wird nur die Henschel Hs 129 und dem ZFR 3A ausgerüstet. Hierfür genügen die bereits in Auftrag gegebenen 430 Stück“

 

Ab Juli 1944

Da es kaum Bilder einer Henschel Hs 129 mit eingebautem ZFR 3A gibt, ist es anzunehmen, das neben der eigentlichen Erprobungen in den einzelnen Erprobungskommandos, es kaum Einsätze gab an den verschiedenen Kriegsfronten, oder zu mindestens nur Einzelne.

Es liegt nahe, das es den Flugzeugführern einfacher gewesen sein muss, die Ziele durch das leuchtende Abkommen anzuvisieren und zu bekämpfen, anstelle des optischen 2 Fach Zielfernrohres. Ebenso waren die kurzen Anflüge, in geringen Höhen, gegen Bodenziele wie Panzer äusserst gefährlich. Dies in Bezug auf die mögliche unstabile Fluglage des Flugzeuges nach dem Schuss, zBs. mit der riesigen 7,5 cm Bordkanone, (diese konnte nach dem erwähnten Schuss im Notfall durch den Flugzeugführer vom Flugzeug abgetrennt und abgeworfen werden). Die Vibrationen des Flugzeuges taten ebenso ihren Beitrag um die optische Beobachtung durch das  Zielfernrohr zu beeinträchtigen.  Die kurze gefährliche Flugdauer in Bodennähe beim Angriff, die durch feindliches Bodenfeuer erheblich gestört wurden, machten auch nur eine kurze Zeitspanne für den Zielvorgang möglich, was natürlich ebenso hinderlich war um durch ein kleines Zielfernrohr die Orientierung auf das Ziel zu behalten.

Schlussfolgerung…. 

Somit, wurde die Produktion, des ZFR 3-A hinsichtlich dieser vielen Schwierigkeiten zu Gunsten des Reflexvisieres Revi 12 fallen gelassen. Und es wurden nur sehr wenige ZFR 3-A produziert. Für diese These, haben wir aber leider keine handfesten Beweise gefunden! …. Tatsache ist es aber ,wie bereits oben erwähnt, das es kaum ein historisches original Bild gibt, einer Henschel Hs 129 mit eingebauten ZFR 3A  ! – Für weitere Bilder diesbezüglich, wären wir Ihnen Dankbar ?

 

 

 

>>Nur die Me 410 und die Hs 129 sollten in Zukunft mit einem ZFR ausgerüstet werden<<

 

 

 

Technische Detailaufnahmen zum Zielfernrohr ZFR 3-A

 

 

 

 

 

 

Der „Büchsenöffner“  -die Henschel Hs 129 mit seiner 7,5 Bordkanone

 

Es stellte sich heraus, dass die Bewaffnung der Hs 129 B-1 die Panzerung der neuen sowjetischen T-34 Panzer nicht durchschlagen konnte. Aus diesem Grund schuf man die Hs 129 B-3, die unter dem Rumpf eine mit einer größeren Mündungsbremse modifizierte 7,5-cm-PaK 40L trug. Die 26 Schuss der PaK 40L wurden elektro-pneumatisch nachgeladen. Die Waffe hatte eine Kadenz von 40 Schuss pro Minute. Diese Variante der Hs 129 wurde ab Herbst 1944 ausgeliefert. Ungefähr 25 Stück der Hs 129 B-2 wurden zur B-3/Wa umgebaut. Die Kanone erwies sich als zu groß für das Flugzeug. Der starke Rückstoß führte teils zu unkontrollierbaren Flugzuständen, bei denen die Waffe abgeworfen werden musste.

 

Hinweis, dieser Link der Bedienvorschrift  folgt in Kürze !!!!!

Bedienvorschrift Ldv.T.2129 B-3/Wa – Henschel Hs 129 B-3 – Juli 1944

 

 

 

 

 

 

 

Hinweis, dieser Link der Bordkanone BK 7.5  folgt in Kürze !!!!!

 

 

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     Text copyright by Erwin Wiedmer

Pictures Archiv www.deutscheluftwaffe.de & Archiv Meixner