Gerätebrett der Me 323
Späte Version
Beschreibung Gerätebrett der Messerschmitt Me 323 „ Gigant “
Die Instrumente auf dem Gerätebrett der ME 323 wurden, wie bei der Luftwaffe üblich, sehr übersichtlich angeordnet. Es wurde viel Wert auf die Motorenüberwachung gelegt.
Der Grund dafür war, dass die Me 323 als grösstes Transportflugzeug der Luftwaffe, immer wieder mit zahlreichen Motorproblemen zu kämpfen hatte. Die französischen Gnòme-Rhòne 14 N-Doppelsternmotoren (990 PS , E Version mit 1.1000 PS ) erhitzten oftmals im Dauereinsatz. Es gibt nur wenige Flugfotos der Me 323, wo nicht mindestens ein Motor steht!
Besonders beim Startvorgang war es für die Flugzeugführer sehr wichtig, die Drehzahl und den Ladedruck jedes einzelnen Motors ständig zu überwachen, da jedes einzelne PS gebraucht wurde.Dazu waren die 6 französischen Drehzahlmesser Bauart Jaeger Type : 33-10, bis 3000 U/min im Instrumentenbrett eingebaut.
Stark beladene Me 323 konnten nur mit Zusatzaggregaten / Zusatzraketen (R-Geräte = Rauch-Geräte) gestartet werden. Die unmotorisierte Vorgängerversion der Me 323 ,die Me 321 wurde mit Hilfe eines Schleppflugzeuges gestartet, wie zBs. die He-111Z „Zwilling“oder die Ju 90 , sowie mit dem gefährlichen Troika Schleppverfahren, mit 3 Messerschmitt Me 110 als Schleppflugverband.
Troika Schleppverfahren
Ju-90 , He-111Z , Me 110 Schleppflugzeuge
Für die Überwachung jedes einzelnen Motors waren im Bordwartraum 6 Zusatzgerätetafeln, für jeden Motor eine, untergebracht. Eingebaut waren Zündschalter ( Fl.21118 ) , Starterschalter, Ladedruckmesser ( Fl.20555 ) , Drehzahlanzeiger ( französisch, System Jäger, Paris ) , 1 Doppeldruckmesser (Fl.20512-2), 1 Druckmesser (?), und 2 Dampfdruckthermometer ( Fl.20308-1 Schmierstoffeintritt/Schmierstoffaustritt?), und eine Reststandswarnlampe (Fl.32262 vermutlich Firma Gerhardt ).
Durch diese zusätzliche Motorüberwachung, die sich jeweils in der linken und rechten Flugzeugwurzel befand, sollte der Flugzeugführer entlastet werden.
Hier hatte jeweils ein Bordmotorenwart, seinen Arbeitsplatz, welcher durch eine Plexiglashaube Plexiglashaube abgedeckt wurde. Neben den zwei Flugzeugführern gehörte ein Funker zum festen Flugpersonal. Dieser war im seperaten Funkerplatz untergebracht.
Die Flugzeugführer mussten ja auch mit diversen anderen Problemen fertig werden. Die Steuerdrücke, der mit Sperrholz und Leinen bespannten Ruder, waren sehr hoch. Ebenso störend wirkte die Schwingungsanfälligkeit des Tragwerks.
Hinzu kam noch die vermeintlich, feindliche Bedrohung aus der Luft. Das Flugzeug bot immerhin durch seine extreme Größe, Langsamkeit und Trägheit ein viel versprechendes Angriffsziel.
All diese Gründe machten ein übersichtliches Instrumentenbrett notwendig, mit Priorität auf die Motorenüberwachung.
Für die Motorüberwachung sind auf dem Hauptgerätebrett, 6 Ferndrehzahlanzeiger ( französisch, System Jäger, Paris ), 6 Ladedruckmesser ( Fl.20555) sowie 6 Zündschalter ( Fl.21118 ) eingebaut. Die Zündschalter sind in der Mitte des Gerätebrettes angeordnet um für beide Flugzeugführer gut bedienbar zu sein.
Hingegen waren die Flugüberwachungsinstrumente nur auf der rechten Pilotenseite angebracht.
Es gab einfach keinen Platz auf dem Gerätebrett, um alle Flugüberwachungsinstrumente doppelt einzubauen, da die Motorüberwachungsinstrumente für 6 Motoren, einen erheblichen Einbauplatz benötigten.
Für die Me 321 Lastensegler ohne Motorisierung war hingegen nur ein Flugzeugführer vorgesehen, bevor dann die Weiterentwicklung zur motorisierten Version Me 323 vom RLM gefordert wurde.
Zu einem späteren Zeitpunkt hätte man mit Sicherheit eine platz sparende Instrumentierung, aus Mehrfachanzeigern, bzw. aus Instrumenten der kleineren Einbaunorm für die Motorüberwachung ausgewählt.
Aufgrund der Instrumentenanordnung, Flugüberwachung auf der linken Seite, Motorenüberwachung rechts, muss angenommen werden, dass auch die Überwachungsaufgaben unter den beiden Flugzeugführern so verteilt wurden.Problematisch wurde diese Aufgabenteilung natürlich, wenn einer der beiden Piloten ausfiel.
Weitere, für den Flugbetrieb notwendige, Instrumente waren in verschiedenen Seitenkonsolen untergebracht.
An der Mittelverstrebung der Kabinenverglasung war, als so genannter Notkompass , ein Führerkompass FK 38( Fl.23233) angebaut. Dieser Kompass war lebensnotwendig, falls die Fernkompassanlage (Führertochterkompass ( Fl.23334 ) im Hauptgerätebrett) einmal ausfallen sollte.
Bei späteren Baumustern der Me 323 wurde der Wendehorizont weggelassen und an Stelle der Borduhr ( Fl.23885 ) der Führertochterkompass ( Fl.23334 ) angebracht.
Die Borduhren wurden in vielen deutschen Flugzeugen gegen Ende des Krieges weggelassen, obwohl diese in vielen Musterbeschreibungen aus der damaligen Zeit zu finden sind.
Die Uhren wurden gegen Ende des Krieges oft gestohlen. Sie waren sicherlich noch das brauchbarste Objekt aus einem Flugzeug, welches man als zuverlässigen Zeitmesser nutzen, verkaufen oder eintauschen konnte. Es herrschte ja überall Mangel an Allem.
Die Piloten und Bordwarte waren angewiesen, die Borduhren abzunehmen, und beim nächsten Flug wieder einzubauen. Dem Flugpersonal war das auf die Dauer natürlich zu umständlich, und so blieben halt die vorhandenen Bohrlöcher für die Borduhren oftmals in den Instrumentenbrettern einfach leer.
Zürich , 09.04.2006 Erwin Wiedmer
Geräte – Analyse
Instrumentierung Messerschmitt Me 323
Es wird nur die eingebaute Instrumentierung auf diesem Foto beschrieben!
1. 6 x Ladedruckmesser
– Fl 20555
– Messbereich: 0,6 – 1,8 ata
Bemerkung: – mit Sektorenanzeige , frühes Baumuster
2. 6 x elektr. Drehzahlanzeiger
– französisch, System Jäger, Paris Typ 33-10
– Messbereich: 0 – 3000 U/min
Bemerkung: Französischer Drehzahlmesser ( Tachymetre Jaeger Type : 33-10, bis 3000 U/min ), benutzt z.B. bei Dewoitine D.520, wie bei der Go244 oder beim Motorbediengerät in der Hs 129 Motorgondel, es waren 2 Motorentypen möglich: Gnòme-Rhòne 14N oder Bloch 175, jeweils 3 Motoren waren rechtsdrehend, und 3 Motoren linksdrehend.
3. 6 x Zündschalter
– Fl.21118
Bemerkung: (die 6 Zündschalter sind mit einer Vorrichtung versehen, die ermöglicht, alle 6 Zündmagnete gleichzeitig auszuschalten, eine Art Verbindungsbügel zu allen 6 Schlüsseln)
4. Fahrtmesser
– Fl 22228
– Messbereich: 50 bis 350 km/h
5.Netzausschalter
– Fl 32315-2
Bemerkung: links unterhalb der Zündschalter (Pos.3), zwischen FTK und Drehzahlmessern
6.Grobhöhenmesser
– Fl 22316-6
– Messbereich: 0-6 km
Bemerkung: frühes Baumuster, Dienstgipfelhöhe der Me 323 4.000 m
7. Feinhöhenmesser
– Fl 22316-1
– Messbereich: 0-1 km
Bemerkung: frühes Baumuster, einen 2. Höhenmesser der genauer bis 1.000 m Höhe geeicht ist. Diesem Feinhöhenmesser kommt natürlich eine besondere Bedeutung bei Landeanflügen zu. Er war bei der Me 323 sehr wichtig, da die Piloten eine ungewöhnliche hohe Position in Ihren Cockpit`s hatten, von wo aus Sie die Höhe zur Landebahn in einem anderen Winkel betrachteten, als in einem Jagdfleugzeug.
8. Variometer
– Fl 22382 oder Fl 22384
– Messbereich: +/- 0-15m/s
Bemerkung: reichte für die langsame Steig- und Sinkrate der Me 323 völlig aus. 216 m / min
9. elektr. Wendezeiger
– Fl 22412
Bemerkung: auf Ausgleichsblech wegen Schrägeinbau des Gerätebrettes
10. pneumatischer Horizont
– Fl 22426
Bemerkungen: auf Ausgleichsblech, da gerader Einbau nötig war, und das Brett mit Neigung eingebaut ist
11. Führertochterkompass Fk/f2
– Fl 23334
Bemerkung: Klassischer, kleiner Führertochterkompass für die Patin – Fernkompassanlage.Mit dem Drehring, der sich am Kompassgehäuse befindet, konnte der Flugzeugführer einen gewünschten Kurs einstellen, und mit dem tatsächlich vorliegenden Flugkurs vergleichen (Drehscheibe mit Flugzeugsymbol in der Mitte).
Das Gehäuse besteht aus einem mehrteiligen Aluminiumgussteil, welches eloxiert (schwarz) oder lackiert war (RLM 66).
12. Anzeigegerät für Funknavigation AFN 2
– Ln 27002
Bemerung : Dieses Gerät war in fast jedem deutschen Kriegsflugzeug eingebaut, und wird auch als Zielanflugzeiger bezeichnet.
13. Borduhr Bo-UK1
–Fl 23885
Bermerkung: Diese Position, wurde in den späteren Baumuster der Me 323 durch den Führertochterkompass Fl 23334 ersetzt.
14. Sicherungskasten mit Selbstschaltern Fl.?
Bemerkung: mit verschiedenen und unterschiedlichen Absicherungen
15. Tabelle, Deviationstabelle
– Fl 23906
Bemerkung: Über dem Instrumentenbrett war der Führerkompass FK 38 Fl 23233 angebracht. Dieser wurde auf jedes Flugzeug Kompensiert. Die Kursabweichungen vom Original Kurs wurde für den Flugzeugführer auf der Deviationstabelle aufgeführt.
16. Notkompass FK 38
– Fl 23233
Bemerkung: Am Mittelholm der Kabinenverglasung war noch als Notkompass ein FK 38 angebaut (auf dem Foto nicht zu sehen)
17. Drehschauzeichen
– Nr. 19-6800 E-1
Bemerkung: zur Staurohrüberwachung. Das Staurohr bediente die Anlage für die Instrumente mit statischem Duckausgleich wie zBs. Fahrtmesser, Fein- und Grobhöhenmesser und das Variometer.
Auslöseschaltkasten für Startraketen (nicht auf der Muster-Skizze!)
– Fl. 18330-6
Bemerkung: Für das Auslösen und entsichern der Starthilferaketen an den Flügel, wurde links beim Flugzeugführer ein „Auslöseschaltkasten“ montiert.
Galerie
Funkerplatz
Bordwartraum
Frühes Cockpit
Spätes Cockpit
In Farbe
Geräte – Ausstatung nach Fl Nummern sortiert
Ausstattung der Messerschmitt Me 323
Gerät | Messbereich | Anforderungszahl | ||
6 Ladedruckmesser ( mit Sektoren ) | 0,6 – 1,8 ata | Fl.20555 | ||
6 Zündschalter | Fl.21118 | |||
1 Fahrtmesser | 0 – 350 km/h | Fl.22228 | ||
1 Feinhöhenmesser | 0 – 1.000 m | Fl.22316-1 | ||
1 Grobhöhenmesser | 0 – 6.000 m | Fl.22316-6 | ||
1 Variometer | – 15 / + 15 m/s | Fl.22382Fl.22384 | ||
1 elektrischer Wendehorizont | Fl.22412 | |||
1 pneumatischer Horizont | Fl.22426 | |||
1 Führerkompass FK 38 | Fl.23233 | |||
1 Führertochterkompass Fk/f2 | Fl.23334 | |||
1 Borduhr Bo-UK1 ( frühe Version der Me 323 ) | Fl.23885 | |||
1 Deviationstabelle | Fl.23906 | |||
1 Netzschalter | Fl.32315-2 | |||
1 Anzeigegerät für Funknavigation AFN 2 | Ln 27002 | |||
1 Drehschauzeichen | Nr. 19-6800 E-1 | |||
6 elektrischer Drehzahlanzeiger Jaeger Type : 33-10 | 0 – 3000 U/min | französchischer Bauart | ||
1 Sicherheitskasten mit Selbstschaltern |
Bilder aus dem Cockpit der Me 321
Literatur:
„Die Giganten Me 321, Me323“
- Mittler Verlag – Archiv Karl R.Pawlas
- Eine Dokumentation von Karl R. Pawlas. – Nürnberg : Publizist. Archiv Pawlas, o.J. (Luftfahrt-Monographie ; LS3)
- Lektüre mit ca. 350 Seiten und ganz vielen Fotos
- Erschienen : 1974 ( vergriffen)
Deutsche Lastensegler 1938-1945
- Eine Chronik in Bildern
- Druckerei Josef Grüttner GmbH & Co KG
- ISBN : 3-9801063-3-0
Die Giganten : Messerschmidt Me 321,323
- H.-P. Dabrowski
- Beteiligt: Hans-Peter Dabrowski
Erschienen: Friedberg/H. : Podzun-Pallas, 1993 - Umfang: 48 S. : überw. Ill
- ISBN: 3-7909-0482-1