Cockpitprofil der Me 163 B-1/2 – späte Version 1945
Späte Gerätebrettausführung 1945
Leider habe ich zur vermuteten Gerätebrettausführung der Me 163 B-1 oder B-2 kein historisches Foto als Beweislage zur Verfügung. Mir liegen nur die folgenden original Pläne vom 23.November 1944 vor. Aber die Entwicklungsgeschichte der Me 163 B-1 sowie die, über die Jahre aufgetretenen Probleme dieses Baumusters, lassen eindeutige Vermutungen zu. Auch deshalb, weil die Weiterentwicklung zum Folgemuster der Me 263 dies widerspiegeln, schon deshalb, da die wichtigsten Bauelemente der Me 163 B-1 unverändert in die Me 263 einfließen sollten. Den das Bestreben der Entwickler bestand darin, die bei der Me 163-1 erkannten Schwächen, auszumerzen. Jedoch die in der Fertigung laufenden Bauteile weitgehendst ohne Änderung zu übernehmen.
Als Hauptmängel der Me 163 wurden angesehen :
a. Zu geringe Flugzeit und damit zu geringe Möglichkeit der Feindberührung
b. Unbefriedigende Lösung des Startproblems mit abwerfbaren Fahrwerk.
c. Unbefriedigende Landeeigenschaften der Kufenlösung (seitl. Überschalggefahr, zu geringe Bodenwinkel, ungünstige Federung).
d. Mangelnde Manövrierbarkeit und damit Einsatzbehinderung infolge Kufenlösung.
e. Nichtausnutzung des möglichen Höchstauftriebes bei Landung infolge ungeeigneter Schwerpunktlage.
Als Wesentliches wurden die Schaffung eines Rollwerks angesehen, das den Anforderungen entsprach. Unter Verwendung des Me 163B-1 Flügels machte die Notwendigkeit, die Räder im eingezogenen Zustand, sowie den größeren Kraftstoffvorrat, im Rumpf unterzubringen, eine gänzlich neue Raumaufteilung und damit Neukonstruktion des Rumpfes erforderlich.
Bis zur Entwicklung der Me 263 ist anzunehmen, dass dieses späte Gerätebrett der Me 163B-1/2 noch in einzelnen Maschinen eingebaut wurde und in erster Linie auch in den Plänen der Konstrukteure so zum Ausdruck kam. Es ist auch anzumerken, dass die Planung so wie die Wirklichkeit oft weit auseinander klafften. Die Planung war oft nur Wunschdenken der Konstrukteure. Den in der Realität hatten die Ressourcenknappheit und die großen Einflüsse der bevorstehenden Niederlage die Planer schon längst eingeholt. Die Rohstoffknappheit und die Versorgungsprobleme vorderten gegen Ende des Krieges 1945, ihren vollen Tribut in der Entwicklung sowie in der Forschung.
Zurück zur Gerätebrettzeichnung :
Hier ist zu erkennen, dass bereits auf den Konstruktionszeichnungen, auf die wichtigen Eckpunkte des Gerätebrettes hingewiesen wurde. Sei dies bei den Werkstoffen oder den Gerätenummern usw..
Zu sehen sind zbs. folgende Hinweise :
– der Werkstoff – „Hartpapier 2 dick“ – für die Geräteabdeckung (Blindeckel)
– „Cellon 0,8 dick 45 mm Durchmesser rot gesandelt“ – für die Warnvorrichtung
– „Cellon mit Klebstoff Polystal V aufgeklebt“ – für die Warnvorrichtung
Ebenso sind zu erkennen, die genormte Bauvorschrift für die Halterung der zwei „Listlampen“ (Warnlampen). Diese wurden von hinten an das Gerätebrett befestigt.
Bildquelle : USA
Die dazugehörende Gerätebrett-Beschriftung ist auch auf der Planzeichnung auszumachen. Dies sind die „Hinweisschilder“ aus Abziehpapier mit den Bezeichnungen „Feuer“ und „Sicher“ für den Waffensicherungs-Kippschalter Fl.32350. Dieser Kippschalter ist hier gegenüber früheren Gerätebrettern der Me 163B auf der linken oberen Seite zu erkennen, anstelle der rechten. Dies ist die 1. markante Änderung gegenüber den früheren Gerätebrettern.
1. Änderung :
Kippschalter nach links / Bildquelle : USA
Auffallend ist auch die Bezeichnung der 2 wichtigen Einbaugeräte, Verbrauchszähler Fl.20815 und der Gastemperaturanzeige Fl.20338 (event. späte Version) bis 1.000 C° Grad. Die Gastemperaturanzeige Fl.20338 wurde ungewöhnlich von der Standartblindflugtafel Fl.22000 weg auf die obere linke Hälfte des Hauptgerätebrettes versetzt. Die ursprüngliche Stelle wurde mit einem genormten Hartpapier (Blinddeckel) abgedeckt und leer gelassen. Die Gründe dafür, sind mir leider nicht bekannt. Dies ist die 2 markante Änderung gegenüber allen vorherigen Baumustern.
2. Änderung :
Gastemperaturanzeige (event. auch späte Version Fl.20338) nach links oben
ersetzt durch „Hartpapier“
Bildquelle : USA
Die 3. Änderung sehen wir auf der rechten oberen Seite, wo die zwei Warnlampen für die Brand- und Machwarnung vorgesehn sind. Hier war in den früheren Gerätebretter Versionen der SZKK 2 (je nach Waffensystem) eingebaut oder nur der Kippschhalter für die Waffensicherung Fl.32350. Die MK 108 Kanonen kamen in den späten Me 163B-1, gegenüber dem MG 151 in der Me 163 B-0 immer öfters favorisiert zum Einbau.
Die grosse Leistung des Mk 108 Waffensystems, entspricht der Me 163 hervorragend und brachte das ganze Potential dieser Waffe mit diesem Flugzeug zu Höchstleistungen. Die Me 163 verfügte über die nötige Schubkraft um zwei solcher Waffen, auch in über 10.000 m, noch optimal zur Wirkung zu bringen. Ohne grossen Geschwindigkeitsverlust und mit der grosser Durchschlagskraft der 30 mm Sprenggeschosse. Diese Eigenschaften ergänzten die Me 163 zu einer absolut tödlichen Waffe. Drei Treffer auf eine „fliegende Festung“ B-17 besiegelten oft ihr Ende. Nachteile waren die langsame Nachladegeschwindigkeit der Grosskaliebrigen Waffe, die mit der grossen Annäherungsgeschwindigkeit (1.000 km/h) der Me 163, dem Flugzeugführer, nur gerade 3 Sekunden Zeit liessen, um den Gegner ins Visier zu nehmen.
Da die MK 108 nicht für die Zusammenarbeit mit dem Schusszählerkastens SZKK 2 vorgesehen war , wurde dieses Geräteteil somit im Gerätebrett überflüssig. Anstelle des Schusszählerkastens wurde eine zusätzliche Warnlampe (Leuchtanzeige) zur Machwarnung installiert. Diese Leuchtanzeige signalisierte das Überschreiten der kritischen Geschwindikeitsgrenze (1.000 km/h) der Me 163B. Sie warnte den Flugzeugführers vor möglichen Überbelastungsschäden an der Konstruktion der Me 163B. Die Leuchtanzeige „Machwarnung“ war neben der Leuchtanzeige für die „Brandwarnung“ angebracht. Zu erkennen ist zusätzlich, die Möglichkeit eine Deviationstabelle anzubringen, wo der Flugzeugführer die Kurskorrektur ablesen konnte. Die Leuchtanzeige„Brandwarnung“, oben rechts im Hauptgerätebrett, dient zur Überwachung der Abgastemperatur im Raketentriebwerk. Beide Anzeigen wurde von hinten mit einer kleinen, elektrischen Bordlampe, Fl.32265 , beleuchtet. Die Brandwarnung signalisierte das Überschreiten der zulässigen Abgastemperatur, was auf einen eventuellen Triebwerksbrand hindeuten konnte. Die „Brandwarnung“ Leuchtanzeige wurde bereits in einigen Gerätebrettern des „mittleren“ Baumuster verwendet. Diese beiden Leuchtanzeigen sind mit dem gleichen Werkstoff (Hart-Papier 2 mm dick) wie die Blinddeckel angefertigt worden. Die rote runde Cellon-Scheibe (0,8 dick 45 mm Durchmesser rot gesandelt) in der Mitte der Leichtanzeige, wurde mit Polystal V Klebstoff aufgeklebt.
3. Änderung :
Mach- und Brandwarnung anstelle des SZKK 2 und des Kippschalters
Die beiden oben beschriebenen Leuchtanzeigen sind auf den Plänen des Folgemusters der Me 263 nicht auszumachen. Die „Machwarnung“ ist somit die 3.Änderung gegenüber den früheren Gerätebrettern.
Die Variante ohne der „Machwarnung“ – anstelle dessen der Waffensicherungs – Kippschalter
Bildquelle : USA
Hier auf dem Foto aus einem frühen Baumuster !
Befestigung der Leuchtanzeige von hinten an das Gerätebrett !
Ansonsten sind keine grösseren Änderungen gegenüber den früheren Gerätebrett-Baumuster zu erkennnen. Das Gerätebrett besteht im Wesentlichen auch aus 3 Hauptteilen. Einem Hauptbrett mit integrierter Blindflugtafel Fl.22000, sowie einem linken und rechten Seitenbrett. Das Hauptbrett wurde aus 9 mm starken, mehrfach geleimtem Buchensperrholz gefertigt. Die Seitenbretter wurden aus Aluminium (3 mm stark) hergestellt.
Die Seitenbretter entsprechen von der Gerätebestückung und dem Aufbau her,den früheren Baumuster. Schauen Sie dazu bitte den Bericht des frühen- und mitlleren Baumusters !
Zürich den 16.05.2007 Erwin Wiedmer
Gerätebrett – Analyse
Hinweis :
In Folge der Resourcenknappheit und der Kriegswirren gegen Ende des Krieges, wurden die Gerätebretter der Me 163B-1/B-2 vereinfacht ausgerüstet mit den nötigsten Bord-Geräten. Anhand dieser Situation, gab es keine genaue Vereinheitlichung der Gerätebretter.
Gerättebretter der Messerschmitt Me 163 B-1 /B-2 – späte Version 1945
Version mit zwei Warnlampen zur Mach- und Brandwarnung ! – ohne Schusszählerkasten SZKK 2 Nr. 12
Version mit einer Warnlampe zur Brandwarnung ! – mit Waffensicherungs-Kippschalter Nr. 12
Gerätausstattung der Me 163 B-1 / B-2 nach Fl. Nummern geordnet !
– späte Version 1945 –
Gerät/ Instrument | Messbereich | Anforderungszahl |
elektrischer Drehzahlanzeiger | 0 – 12.500 ( = 100 % ) | Fl.20265 |
Temperaturanzeiger | 300 – 1000 °C | Fl.20338 |
Druckmesser für Pressluft | 0 – 160 kg/cm | Fl.20516-3 |
Druckmesser für Rollwerknotbetätigung | 0 – 250 kg/cm | Fl.20519 |
Turbinendruckmesser | Fl.20521 | |
Ofendruckmesser ( gleiche Fl.Nummer wie Turbinendruckmesser ) | Die beiden Einfachdruckmesser gelten als Einheit ! | Fl.20521 |
event.elektr. Kraftstoffverbrauchszähler | Fl.20815 | |
Elastisches Gerätebrett ( Standard Blindflugtafel ) | Fl.22000 | |
Fahrtmesser | 100 – 1.000 km/h | Fl.22241 oder Fl.22245 |
Fein- Grobhöhenmesser | 0 – 13.000 m | Fl.22322 |
Variometer | – 150 / + 150 m/s oder – 25 / + 150 m/s | Fl.22385 |
elekt. Wendezeiger | Fl.22412 | |
Magnetkompass FK 38 | späte Version ! | Fl.23233 |
Borduhr Bo – UK 1 | Fl.23885 | |
Devitationstabelle ( Nav. Vordruck K6 ) | Fl.23906 | |
O2-Wächter für Höhenatmer | Fl.30489 | |
Druckmesser für Höhenatemanlage | 0 – 250 kg/cm | Fl.30496 |
2 elektrische Bordlampen | Fl.32265 | |
Netzausschalter | Fl.32315-2 oder Gerät-Nr.:19-5836 A1 | |
Kippschalter | Fl.32350 | |
event. Schauzeichen für Staurohrheizung | Fl.32530 | |
Reflexvisier Revi 16 B /oder Revi 16A | Fl.52955 oder Fl. 52940 | |
Revibefestigungsplatte | Fl.52962 | |
Kontaktstück | Fl.52963 | |
kleiner Helligkeitsregler nur bei Revi 16A ! | Fl. 32402-1 | |
Sauerstoffventil | Fl.417234 | |
Bediengerät für FuG 25a ( BG 25a ) | Ln.28810 | |
Notausfahrventil | 19-3208 A-3 | |
Gerätebank mit 8 Selbstschaltern | 19-5000 | |
Paketschalter | PL 10 III 24 | |
2 Schauzeichen | 19-6825-A1 | |
Knopf für Frequenzangleich | Knopf |
Bruchstück der linken Hilfsgerätetafel nach der Sprengung durch die US Armee
Frontseite
Hier gut zu erkennen die Beschriftungsschilder, sowie die längliche Öffnung für den Kufenhebel-Aufbau !
Rückseite
Hier gut zu erkennen die gebördelte Rückseite mit den Annietmuttern für die Geräte ! Ebenso die Reste des Schnellablasshebels und der Rest des Bakelt-Gehäuses des Druckmessers.