Cockpitprofil Focke-Wulf Fw 56 „Stösser“

Gerätetafel der Focke-Fulf FW 56 „Stösser“

Die hier beschriebene Gerätetafel der Focke-Wulf FW 56 stammt eindeutig von einem relativ frühen Baumuster, um 1935/36, was gut an der frühen Instrumentierung ersichtlich ist. Da es sich vermutlich um eine Werksaufnahme handelt, könnte es sich auch um ein frühes Erprobungsmuster handeln.
Viele dieser frühen Geräte wurden im Zuge der Vereinheitlichung der Flugzeugausrüstung durch das RLM  ab dem Jahr 1939/40 nicht mehr hergestellt bzw. eingebaut.

Allgemeines:

Das einsitzige Flugzeugbaumuster, Focke-Wulf FW 56 „Stößer“, entstand 1934 als Übungseinsitzer für die Jagdfliegerausbildung.

Bis 1940 wurden ca. 900 Stück davon gebaut und auch in Länder wie Bolivien, Bulgarien, Holland, Österreich und Ungarn exportiert.

Heute gibt es nur noch 1 erhaltenes Exemplar, welches sich zur Zeit in flugfähiger Restaurierung befindet, um danach am Himmel Deutschlands und Europas seine Kreise zu ziehen.

Die robuste Konstruktion des „Stößer“ als Hochdecker in Gemischtbauweise besteht  aus einem bespannten Stahlrohrrumpf. Der zweiteilige, abgestrebte Holzflügel mit ellipsenförmigem Umriss, ohne Landeklappe, hat zur Verkürzung der Schwebe-, und Landestrecke eine kleine ausklappbare Störklappe auf der Flügeloberseite vor dem Sitzausschnitt.

Das besondere an der Bauart der FW 56 ist, dass das Rumpfende einen Seitenflossenansatz hat, auf dem das Höhenleitwerk vor dem Seitenruder befestigt ist.
Als Triebwerk kam bei allen Baureihen der luftgekühlter 8-Zylinder-Motor, Argus As 10C, mit 240 PS zum Einbau.

Für die Jagdfliegerausbildung konnte die FW 56 A-1 mit 2, starr über dem Motor eingebauten, MG 17 ausgerüstet werden.
Die Baureihe FW 56 A-2 war unbewaffnet und wurde gern für den Kunstflug genutzt.

Beim Einstig in den Führerraum, übersichtliche Anordnung der Kraftstoff- und Schmierstoffschema der FW 56 für den Flugzeugführer

Die Gerätetafel:

Die Gerätetafel ist zweiteilig ausgeführt, und fügt sich perfekt aufgrund seiner Formgebung an der Rumpfquerschnitt an.

Die obere Hauptgerätetafel besteht vermutlich aus  2mm starkem Aluminiumblech (Duralumin), welches zur Verstärkung der Konstruktion an den Seitenkanten umgebördelt ist.

Die sich darunter befindliche Zusatzgerätetafel besteht vermutlich aus 0,7 – 1mm starkem Aluminiumblech (Duralumin), welches zur Versteifung der Konstruktion an den Kanten mit von hinten aufgenieteten L-Profilen verstärkt wurde. Dieses Konstruktionsdetail ist sehr gut auf dem Belegfoto zu erkennen.

Zur Befestigung der Instrumente und Schalter sind auf der Rückseite entsprechende Annietmuttern (M4) angebracht.

Die Lackierung der Gerätetafel entspricht entweder dem frühen Farbton für Innenbereiche  „RLM 02“ , oder einem frei gewählten grauen Farbton.

Das es sich auf dem Belegfoto um ein frühe Gerätetafel hoher Fertigungsqualität handelt, ist gut an der sauberen Oberflächenstruktur zu erkennen. Man muss schon sehr genau hinschauen, um die Nietköpfe der Annietmuttern zu erkennen.

Die Geräte

Die Anordnung der Geräte ist konventionell ausgeführt. Auf der linken Seite der Gerätetafel befinden sich die Flugüberwachungs- und Navigationsinstrumente sowie Zündschalter. Auf der rechten Seite sind die Motorüberwachungsinstrumente angeordnet.

Einen Kraftstoffvorratsmesser sucht man in der Gerätetafel vergeblich. Hierfür wurde, gut sichtbar für den Flugzeugführer, vor dem Windschutz oberhalb des Rumpfes, ein Standmesser für Kraftstoffe (Fl.20703-1) eingebaut. Am Schaufenster des Standmessers kann der Flugzeugführer jederzeit den Kraftstoffvorrat ablesen. Das funktionierte natürlich nur im Horizontalflug, da dieses Anzeigesystem auf „Schwimmer-Basis“ beruht.

Der Netzausschalter (Hauptschalter-Bordnetz) ist in der Gerätetafel auch nicht eingebaut. Laut Übersichtsplan der Baubeschreibung befindet sich der Netzausschalter links neben dem Sicherungskasten (Pos.21), in der unteren Zusatzgerätetafel.

Die fehlenden farblichen Grenzwertmarkierungen an den Instrumenten und fehlende Hinweisschilder (auch Deviationstabelle) auf der Gerätetafel sprechen dafür, dass es sich bei unserem Belegfoto um ein Werksfoto einer Mustermaschine handelt. Auch der übrige Führerraumbereich sieht noch unbenutzt/ ladenneu aus!

HINWEIS:

Ausführliche Erläuterungen und Funktionsbeschreibungen finden Sie unten folgend in der „Gerätetafel – Analyse“ !

Besonders bedanken möchte ich mich bei Hans-Peter Dabrowski für die freundliche zur Verfügungsstellung der hier abgebildeten historischen Cockpitfotografien, sowie bei Peter W. Cohausz für Fotos einzelner Flugzeuggeräte.

Mein besonderer Dank gilt Albrecht Würker und seinem Team in Chemnitz.

Berlin, den 18.März 2010

Oliver Jordan

Quellenangabe:

– Flugzeug Classic, „Cockpits historischer deutscher Flugzeuge im Detail“, Peter W. Cohausz, GeraMond Verlag, Ausgabe 9, 2003

– Das Buch der Deutschen Luftfahrttechnik, Bruno Lange, Verlag Dieter Hoffmann, 1970

– Flugzeug-Typenbuch, Hauptausgabe A 1939/40, Dipl.-Ing. Helmut Schneider, Herm. Beyer Verlag

Geräteauflistung Focke-Wulf 56

Es wird speziell nur auf die Instrumentierung der Führergerätetafel auf dem im Titel abgebildeten Foto eingegangen !

Gerät Messbereich Fl – Nummer
1. Störklappen-Betätigung Fl. ?
2. Zündschalter  „SSH 32/1z“ Fl.21109
3. Borduhr  „14/18a“ Fl.22600
4. Fahrtmesser „Lr 19r“ Fl.22211
5. Grobhöhenmesser  „AN 10000“ Fl.22311
6. Halter für Reflexvisier Revi 3c oder d Fl. ? Fl.52085 oder Fl.52116
(auch das Revi 3a ? wurde verwendet ) Fl.52001-1 ?
7. Führerkompass „FK 5“   Fl.23211
8. pneum. Wendezeiger    „Lg 14r“ Fl.22402
9.  Halterung für Deviationstabelle /Ablenkungstafel Fl.23906 Fl. ?
10. Drehzahlmesser „Reta“ Fl.20212
11. Steckdose für Reflexvisier Fl.32601 ?
12. Schalter für Staurohrheizung „SSH 507/1z“ Fl.26643
13. Druckmesser für Kraftstoffdruck „RA 57/711“ Fl.20504
14. Druckmesser für Schmierstoffdruck „RA 57/311“ Fl.20606
15. Schmierstoffthermometer „TF 57/101a“ Fl.20308
16. Handpumpe für Kraftstoff-Nebenbehälter Fl. ?
17. Betriebsdatentafel (Baumusterkarte) Fl. ?
18. Kartentasche Fl. ?
19. Rückkopplungsgeber (Funkanlage) Fl.26609
20.Abstimmungsregler (Funkanlage) fürs FuG VII Fl.26608
21. Sicherungskasten  „77 schrk 3a“ Fl.32307  ?
22.Behälterschaltung  (Brandhahnhebel) Fl. ?

Ist hier ein Revi 3a eingebaut ? Wir suchen noch Bilder zu diesem Revi-Typ ? Danke!

Bild-Quellen: Archiv, Hans-Peter Dabrowski