Gerätetafel – Beschreibung
Die hier beschriebene (hintere) Gerätetafel des Flugzeugführersitzes stammt von einem relativ frühen Baumuster der Baureihen FW 44 E , was gut an der frühen Instrumentierung ersichtlich ist. Das Belegfoto ist vermutlich um 1937 entstanden. Viele dieser frühen Geräte wurden im Zuge der Vereinheitlichung der Flugzeugausrüstung durch das RLM ab dem Jahr 1938/39 nicht mehr hergestellt bzw. eingebaut.
Allgemeines:
Die zweisitzige Focke Wulf FW 44 entstand 1932 als zweisitziger Schul- und Sportdoppeldecker. Der Flugzeugkonstrukteur Kurt Tank wurde 1932 Technischer Direktor bei Focke Wulf in Bremen, und sein erstes Flugzeug, das er in dieser Eigenschaft konstruierte, war der „Stieglitz“, der zu einem der berühmtesten Sportflugzeuge werden sollte.
Der in Gemischtbauweise hergestellte gestaffelte Doppeldecker mit Kabelverspannung und einem „N-Stiel“, verfügt über einen zweiteiligen Oberflügel ohne Baldachin, Querruder an Ober- und Unterflügel, einfaches Leitwerk und im Fluge verstellbare Höhenflosse. Stoffbespannter Stahlrohrrumpf, Holzflügel und 2 offene, hintereinander liegende Sitze mit Doppelsteuerung sind typische Eigenschaften dieses Baumusters. Der vordere Sitz war für den Beobachter oder Fluggast vorgesehen, der hintere Sitz für den Flugzeugführer. Der „Stieglitz“ hat sehr gute Flugeigenschaften und war somit auch auf vielen Flugwettbewerben im In- und Ausland vertreten. Später wurde dieses Baumuster in großen Stückzahlen zur Schulung in der Luftwaffe eingesetzt, aber auch im Ausland in Lizenz gebaut.
Die Baureihen FW 44 C und E war mit dem Argus As 8 B Reihenmotor (135 PS) motorisiert. Die Baureihen FW 44 B, D und F wurde dagegen mit dem luftgekühlten Siebenzylinder-Sternmotor Siemens Sh 14 A (150 PS), bzw. Baureihe J mit der stärkeren Motorausführung Sh 14 A4 (160 PS) ausgerüstet.
Zweisitziger Sportdoppeldecker
Die Gerätetafel:
Die Gerätetafel besteht aus 1mm starkem Duralblech, und ist zur Versteifung des Bleches an den Aussenkanten nach hinten gebördelt. Die gesamte Unterkante ist zweifach nach hinten gebördelt (U-Profil).
Im Mittelbereich ist die Gerätetafel rückseitig durch 2 senkrecht aufgenietete L-Profile (links und rechts vom Kompass/Blinddeckel) verstärkt. Die äußeren Abmessungen betragen 670mm x 288mm.
Lackierung/Farbgebung
Die Lackierung erfolgte in einem dunklen Grauton, eventuelle auch schon in RLM 66 (schwarzgrau).
Befestigung
Um einen schwingungsarmen Einbau der Geräte zu gewährleisten, wurden auf der Rückseite entsprechende Pufferbefestigungshalterungen (Gummidämpfung) an der Gerätetafel befestigt. Die 3 Pufferbefestigungen sind in der unteren linken und rechten Ecke, sowie mittig im oberen Bereich (über dem Kompass) an der Gerätetafel befestigt.
Ob sich Ein- oder Annietmuttern zur Befestigung der Instrumente, in der Gerätetafel befinden, lässt sich anhand des vorliegenden Fotos nicht mit Sicherheit sagen. Sicher ist nur, dass die Instrumente mit Metallschrauben (M4) in der Gerätetafel befestigt sind.
Beobachter-Gerätetafeln
Die Geräte
Die Anordnung der Geräte ist konventionell ausgeführt. In der Mitte und auf der linken Seite befinden sich die Flugüberwachungs- und Navigationsinstrumente sowie Zündschalter. Auf der rechten Seite sind die Motorüberwachungsinstrumente angeordnet.
Einen Kraftstoffvorratsmesser sucht man in der Gerätetafel vergeblich. Hierfür wurde gut sichtbar, vor dem vorderen Windschutz, oberhalb des Rumpfes, ein Standmesser für Kraftstoffe (Fl.20703-1) eingebaut. Am Schaufenster des Standmessers kann der Flugzeugführer jederzeit den Kraftstoffvorrat (max.130 Liter) ablesen. Das funktionierte natürlich nur im Horizontalflug, da dieses Anzeigesystem auf „Schwimmer-Basis“ basiert.
Die fehlenden farblichen Grenzwertmarkierungen an den Instrumenten und fehlende Hinweisschilder (auch Deviationstabelle) auf der Gerätetafel sprechen dafür, dass es sich bei unserem Belegfoto um ein Werksfoto einer Mustermaschine handelt. Auch der übrige Führerraumbereich sieht noch unbenutzt/ ladenneu aus!
Ausführliche Erläuterungen und Funktionsbeschreibungen finden Sie folgend in der „Gerätetafel – Analyse“ !
Gerätetafel – Analyse
Geräteauflistung der Focke Wulf Fw 44 E
Es wird speziell nur auf die Instrumentierung der Gerätetafel des hier abgebildeten Belegfotos eingegangen!
1. | Borduhr | Fl.22602 |
2. | Führerkompass „Z7g“ Fl.23227 | Fl.23227 |
(3.)
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Kompensierung des Kompass „Z7“
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Kompensierung |
4. | Halterungsrahmen für Deviationstabelle „Nav. Vordruck K6“ | Fl.23906 |
5. | Drehzahlmesser | Fl.20212 |
6. | Druckmesser (Kraftstoff) | Fl.20504 |
7. | Druckmesser (Schmierstoff) | Fl.20606 |
8. | Dampfdruckthermometer (Schmierstoff) | Fl.20308-4 |
9. | Blinddeckel (Einbauloch für Wendezeiger) | Fl.22402 |
10. | Fahrtmesser | Fl.22221 |
11. | Grobhöhenmesser | Fl.22310 |
12. | Zündschalter | Fl.21109 oder Fl.21110 |
Besonders bedanken möchten wir uns bei Hans-Peter Dabrowski für die freundliche zur Verfügungsstellung der hier abgebildeten historischen Cockpitfotografien, sowie bei Peter W. Cohausz.
Berlin, den 22.November 2009
Oliver Jordan
Quellenangabe:
– „Cockpits deutscher Flugzeuge“, Peter W. Cohausz, Aviatic Verlag, 2000
– „Das Buch der Deutschen Luftfahrttechnik“, Bruno Lange, Verlag Dieter Hoffmann, 1970