Focke Wulf Fw 190 A3
Generelle Entwicklung und Einsatz der Fw 190:
Der Entwicklungsauftrag vom RLM (Reichsluftfahrtministerium) für einen Verfolgungs-Jagdeinsitzer als Alternative zur Bf 109 wurde im Frühjahr 1937 an Focke Wulf gegeben. Die Hauptkonstruktion der Focke Wulf 190 stammte von Kurt Tank.
Die erste Versuchsmaschine (Fw 190 V-1; D-OPZE) war bereits 1939 flugklar, der Erstflug fand am 1.6.1939 in Bremen statt. Die Fw 190 A-0 war Ende 1940 Serienreif. Die ersten 100 Fw 190 A-1 waren Ende Mai 1941 fertig und wurden von der Flugerprobungsstelle Rechlin und der IV./JG 26 geflogen, welches zu dieser Zeit in Le Bourget stationiert war.
Der Entwurf sah einen freitragenden Tiefdecker mit einfachem Aufbau in Schalenbauweise vor (Rumpf und Tragflächen). Das Fahrwerk mit 3.5m Spurbreite, versprach eine erhöhte Sicherheit und wurde für harte Landungen ausgelegt, gegenüber der schmalen Spurbreite der Bf 109, welches immer wieder für Flugunfälle (mit-)verantwortlich war.
Die Ansteuerung aller Aggregate (Fahrwerk, Klappen, Verstellflossen etc.) wurde, entgegen der früheren hydraulischen Ansteuerung, elektrisch ausgeführt.
Gegenüber der Bf 109 war das Kabinendach nahezu verstrebungsfrei und bot dem Flugzeugführer eine optimale Rundumsicht, ein wesentlicher Vorteil für ein Jagdflugzeug.
manipuliertes Werbeplakat Focke Wulf – „Rasen – Startbahn“
Es sind frühe Konzeptzeichnungen bekannt, auf welchen zu sehen ist, dass die Fw 190 ursprünglich auch mit einem Reihenmotor angedacht war (DB 601). Die Entscheidung fiel aber zugunsten des BMW 139 welcher als luftgekühlter Sternmotor gegenüber Kampfbeschädigungen weniger anfällig war als Reihenmotoren mit ihrer Flüssigkeitskühlung, was auch der RLM Forderung entsprach. Allerdings wurde hierdurch die Sicht nach Vorne für den Flugzeugführer verschlechtert (Es musste in „Schlangenlinien“.gerollt werden). Später kam das Triebwerk BMW 801 zum Einbau.
Zu Beginn der Flugerprobung gab es einige Schwierigkeiten mit dem neuen Triebwerk (BMW 801) welche bis zur Einsatz- Reife gelöst werden mussten (geplatzte Ölleitungen und risse im gepanzerten Ölkühler, wie überhaupt die Motorkühlung u Beginn Probleme aufwarf). Die Ingenieurskunst gipfelte aber in der Entwicklung des so genannten Kommandogerätes, welches die Motorbedienung stark vereinfachte und dem Flugzeugführer ermöglichte, sich auf das wesentliche zu konzentrieren, nämlich zu fliegen und den eigentlichen Einsatz.
Es fanden sogar Boden- Abschusstests mit einem versuchsweise eingebauten Schleudersitz und Holzpuppe statt, welcher aber in keiner Version zum Einsatz kam.
retuschiertes Werbeplakat Focke Wulf – „Waffenlose Maschine schießt zwei Feindjäger ab“
Von der Fw 190A-3 wurden nach verschiedenen Quellen ca. 2165 Exemplare der verschiedensten Versionen gebaut bei Arado, AGO und Fieseler. Als Antrieb diente der BMW 801 D-2, (zu Beginn noch einige Flugzeuge mit dem BMW 801 C-2) .Die für die A-3 und A-4 Serie typischen markanten Kiemenspaltbleche wurden bei allen Maschinen verwendet. Interessant auch, dass einige Fw 190A-2 bzw. A-3 bis zum Kriegsende im Einsatz standen und das nicht nur im Schulungs- sondern auch im „scharfen“ Einsatz (z.B. JG 5 etc.)!
Mit den verschiedensten Aufgaben wurden die Fw 190 im Laufe ihrer Karriere (in den versch. Varianten) betraut. So vom Jagdeinsatz über Erdkampfunterstützung, zum Sturmeinsatz (Rammjäger) mit schwerer Panzerung bis hin zum Allwetter- und Nachteinsatz.
Die Fw 190 wurde aufgrund ihrer einfachen Bedienung, des robusten Aufbaus und Zuverlässigkeit wegen von den Piloten sehr geschätzt.
Arbeitsplatz des Piloten:
Zur Unterbringung aller notwendigen Instrumente, Anzeigen und Schalter waren 4 verschiedene Gerätebretter notwendig. Wir unterteile hier in Spant 1, Hauptgerätebrett, Hilfsgerätebrett (Gerätespant) und Zusatzgerätebrett.
Die typische Gerätebrettanordnung der Fw 190 Flugzeuge wurde weitgehend beibehalten. Die einzelnen Gerätebretter waren aus Aluminium hergestellt worden. Alle 4 Teile waren im luftwaffenüblichen Farbton RLM 66 lackiert.
Der Spant 1, „Windschutz“:
Bei den Fw 190 Flugzeugen der A, G und F-Baureihe bestand der Spant 1 normalerweise aus einem recht großen, kompakten Gussteil aus Elektron, welches gleichzeitig als Waffen- und Reviträger, als Träger für das Gerätebrett sowie zur Befestigung der MG-Klappe benutzt wurde. Weiter wurde links vom Revi C12/D (Fl 52095) der SZKK 4 (Fl 47319) eingebaut, rechts befand sich die Borduhr, welche schwingungsgedämpft gelagert wurde. Bei späteren Baumustern wurde anstelle der Borduhr das AFN 2 plaziert.
Spant 1: Focke Wulf 190 mit SZKK 4 Fl 47319 und AFN 2 „Einbau-Ausschnitten“
Gerätebretter:
Das Gerätebrett war unterteilt in ein Hauptgerätebrett und ein Hilfsgerätebrett. Beide bestanden aus einem eigentlichen Gerätebrett, in welchem die Instrumente eingesetzt waren und einer aufgesetzten Blende. Ein drittes Gerätebrett (Zusatzgerätebrett) in Rumpfmitte zwischen Hilfsgerätebrett und Fussboden diente zur Aufnahme von Geräten zur Bedienung von Schuss- und Abwurfwaffen.
Während Blende und Geräteträger des Hauptgerätebrettes einzeln abgenommen werden konnten, bildete die Blende des Hilfsgerätebrettes einen tragenden Bestandteil des Rumpfes und war fest mit demselben verbunden (so genannter Gerätespannt)
Nur in frühen Baumustern der Fw 190 wurde eine Blende über das Hauptgerätebrett gesetzt.. Der Zweck dieser aufwendigen Blende ist nicht ganz ersichtlich. Aller Wahrscheinlichkeit diente sie der Möglichkeit, Hinweise (ob aufgepinselt oder per Hinweisschild) klar und einfach aufbringen zu können, ohne die Notwendigkeit, nach Austausch von Instrumenten diese erneut direkt auf die Instrumente pinseln zu müssen. Es sind Fotos bekannt, welche eine solche Blende noch in einer Fw 190A-5 zeigen, welche anstelle des früher üblichen Wendezeigers (Fl 22406) bereits mit einem Wendehorizonten ausgerüstet war. Doch bald wurde diese Blende zugunsten der Materialersparniss und Optimierung weggelassen.
Die Blende des Hauptgerätebrettes konnte durch herausdrehen von vier Senkschrauben abgenommen werden. Das Gerätebrett selbst war wiederum durch fünf Schrauben befestigt und ruhte elastisch auf Gummielementen. Nach Lösen der Schrauben konnte das Gerätebrett nach vorne abgenommen und auf eine Unterlage abgelegt werden, um das Abtrennen von den Geräteleitungen zu ermöglichen.
Der eigentliche Geräteträger im Hilfsgerätebrett war elastisch aufgehängt und an zwei Punkten mit der Blende verbunden. Nach dem Abschrauben konnte das Gerätebrett nach unten weggenommen werden. Die Trennung von Instrumenten und Leitungen war anschliessend einfach zu bewerkstelligen. Vor Abnahme des Hilfsgerätebrettes musste das an ihm und am Fussboden befestigte Gerätebrett mit Zündschaltkasten und ZVK-FF (Fl 47298-1) entfernt werden.
Gerätebänke:
In den Gerätebänken links und rechts waren hauptsächlich Betätigungsorgane und Selbstschalter untergebracht. Links z.B.: Betätigung und Überwachung für Fahrwerk und Höhenflossenverstellung, Verneblerpumpe und Netzausschalter, rechts: sämtliche Selbstschalter für das Bordnetz, die Schalter zum Anlassen des Motors und die Leuchtmunition. Die Selbstschalter in der rechten Gerätebank waren durch außen und innen beschriftete Klappen abgedeckt.
Kennzeichnend für die Gerätebänke war deren schnelle Austauschbarkeit. Mit wenigen Handgriffen konnten die Bänke herausgenommen und ausgetauscht werden. Man kann hier also von einer frühen Modulbauweise ausgehen, welche ja bereits für das Einheitstriebwerk Verwendung fand.
Referenzbild:
Das diesem Bericht bzw. Instrumentenanalyse zugrunde liegende Referenz- Photo stammt von der Fw 190 A-3, W.Nr.313, geflogen von Oberleutnant Armin Faber von der III./JG 2. Dieser landete am 23 Juni 1942 nach einem Navigationsfehler irrtümlicherweise auf dem RAF Airfield Pembrey. Das Flugzeug wurde natürlich in den folgenden 12 Monaten eingehend untersucht, die Fotos entstammen von den britischen Berichten.
Allgemein ist zu bemerken, dass dem Flugzeugführer eine optimale und reichhaltige Instrumentierung zur Verfügung stand.
Boswil, den 29.03.2007
Andreas Scheidegger
Geräte – Ausstatung nach Fl Nummern sortiert
Ausstattung der Focke Wulf – Fw 190 A3
Gerät / Instrument | Messbereich | Anforderungszahl |
Luftschrauben Stellungsanzeiger | Fl.18503-2 | |
Nah- Dehzahlmesser | 600 – 3000 U/min | Fl.20222-2 |
Schmierstoff Temperaturanzeiger | 0-120°C | Fl.20342-2 |
Sauerstoffdruckmesser | 0 – 250 kg/cm | Fl.30496 |
Kraft- Schmierstoff – Doppeldruckmesser | 0-3 Kg/cm / 0-15 kg/cm | Fl.20512-3 |
Ladedruckmesser | 0,6 -1,8 ata | Fl.20555 |
elektr. Vorratsanzeiger | 0 – 230 Liter / 0 – 300 Liter | Fl.20723 |
Fahrtmesser | 60 – 750 km/h | Fl.22231 |
Fein- Grobhöhenmesser | 0 – 10.000 m | Fl.22320 |
elektr. Wendezeiger | Fl.22406 | |
Führertochterkompass PFK/F2 | Fl.23334 | |
Borduhr BO UK1 | Fl.23885 | |
Sauerstoffwächter | Fl.30489 | |
Messstellenumschalter / für 2 Messstellen | Fl.32331 | |
2 Gitter- Schauzeichen | Fl.32525-3 | |
Merkleuchte | (rot) | Fl.32529-1 |
Zähl- und Verschlusskontrollkasten | ZVK-FF | Fl.47298-1 |
2 Schusszähler | 500 er | Fl.47312 |
2 Schusszähler | 1000 er | Fl.47313 |
Schusszählerkasten SZKK 4 | Fl.47319 | |
Sauerstoffventil | Fl.417234 | |
Reflexvisier Revi C12/D | Fl.52095 | |
Brandhebel | Untergruppe | 190.721.02 |
Bürsten- Abhebe- Betätigung | Untergruppe | 190.721.17 |
Fahrwerksbetätigung | 190.250.01 | |
Bediengerät BG 25 | (FuG 25) | Ln 28810 |