Gerätetafel der Bücker Bü 133 C „Jungmeister“

Bild-Quelle: Archiv, Peter W. Cohausz

Die hier beschriebene Gerätetafel stammt von einem frühen Baumuster, was gut an der frühen Instrumentierung ersichtlich ist. Vermutlich handelt es sich sogar bei dieser Werksaufnahme aus einem Askania -Werbeprospekt um eine Mustermaschine für potentielle Käufer.
Viele der hier eingebauten frühen Geräte wurden im Zuge der Vereinheitlichung der Flugzeugausrüstung durch das RLM ab dem Jahr 1939/40 nicht mehr hergestellt bzw. eingebaut.

Allgemeines:

Die Bücker Bü 133 „Jungmeister“ ist die einsitzige Weiterentwicklung des Doppeldeckers Bücker B ü 131 „Jungmann“.
Sie war etwas kleiner, einsitzig und wesentlich stärker motorisiert, ansonsten jedoch weitgehend identisch zur Bü 131.

Es gab die Bü 133 mit einem Hirth HM 6 Reihenmotor von 101 kW (135 PS) als Bü 133A, als Bü 133B mit einem Hirth HM 506 Reihenmotor mit 119 kW (160 PS) und das meistgebaute Baumuster als Bü 133C mit einem Siebenzylinder- Sternmotor Siemens Sh 14 A-4.

Aus der Bücker B ü 131 entwickelte der Bücker Chefkonstrukteur, A.J. Andersson, unter Verwendung ganzer Baugruppen, wie Seitenleitwerk, Fahrwerk und Tragflächenteile den Schul- und Kunstflugeinsitzer Bü 133 „Jungmeister. Das Flugzeug besaß bereits eine am Boden verstellbare VDM-Metallluftschraube und eine sogenannte „Rückenfluganlage“. Der Erstflug des Prototypen Bü 133 V-1 (D-EVEO) erfolgte im Sommer 1935.

Der „Jungmeister“ mit seinen hervorragenden Flugeigenschaften war und ist ein äußerst begehrtes Flugzeug für Kunstflugwettbewerbe, und siegte über viele Jahrzehnte bei zahlreichen nationalen und internationalen Wettkämpfen und Weltmeisterschaften!

Die Gerätetafel:

Baugruppenbezeichnung : R8-133.9002 (nur Gerätetafel, leer)

Die relativ kleine Gerätetafel (260mm x 360mm) aus hochfestem Duraluminblech (1mm stark) passt sich in ihrer Form perfekt dem schmalen Rumpfquerschnitt an. Da die obere geschwungene Außenkanten der Gerätetafel um 90° nach hinten gefaltet (gebördelt) ist, und über die Gesamtlänge der Unterkante, in Form eines „U-Profils“ zweifach gefaltet ist, wird eine sehr hohe Verbiege- Festigkeit und Steifigkeit des dünnen Duraluminbleches erreicht.

Gerätetafel Nachbau

Die Anordnung der Geräte ist konventionell ausgeführt. In der Mitte befinden sich die Flugüberwachungs- und Navigationsinstrumente, links die Motorbedienung (Zündschalter), rechts die Motorüberwachungsgeräte. Die Instrumentierung wurde mittels Schrauben (M4) und entsprechenden (selbstsichernden) Muttern befestigt, bzw. durch Befestigungsringe mit integrierten Gewindebuchsen (M4), welche zum Lieferumfang einiger Instrumente gehörten.

Einen Kraftstoffvorratsmesser sucht man in der Gerätetafel vergeblich. Hierfür wurde gut sichtbar für den Flugzeugführer, vor dem Windschutz, oberhalb des Rumpfes, ein Standmesser für Kraftstoffe (Fl.20703-2) eingebaut. Am Schaufenster des Standmessers kann der Flugzeugführer jederzeit den Kraftstoffvorrat ablesen. Das funktionierte natürlich nur im Horizontalflug, da dieses Anzeigesystem auf „Schwimmer-Basis“ basiert.

Das Belegfoto ist insofern interessant, da die Gerätetafel mit schwarzem Schrumpflack beschichtet wurde. Besonders die Firma Askania AG, als Zulieferer für die Luftfahrtindustrie, verwendete Schrumpflack sehr häufig.

Nennenswert ist auf alle Fälle die frühe 8-Tage Borduhr („Lu 3“ oder Fl.22600) und der Führerkompass „Kleiner Emil “ mit integrierter Deviationstabelle.

Ausführliche Erläuterungen und Funktionsbeschreibungen finden Sie unten in der „Gerätetafel – Analyse“ !

Besonders bedanken möchte ich mich bei Peter W. Cohausz für die freundliche zur Verfügungsstellung der hier abgebildeten historischen Cockpitfotografien.

Berlin, den 18. Februar 2008

Oliver Jordan

 

 

Quellenangabe:
– „Das Buch der Deutschen Luftfahrttechnik“, Bruno Lange, Verlag Dieter Hoffmann, 1970

– Ersatzteilliste Bücker Bü 133C, Baugruppe: 133.90

– „Bücker- Flugzeugbau“, Siegfried Wietstruk, Aviatic- Verlag, 1999

Literaturempfehlung:

– „Bücker- Flugzeugbau“, Siegfried Wietstruk
Aviatic- Verlag, 1999, ISBN 3-925505-28-8

– „Cockpits deutscher Flugzeuge“, Peter W. Cohausz
Aviatic- Verlag, 2000, ISBN 3-925505-57-1

 

Gerätetafel – Analyse

Geräteauflistung Bücker Bü 133 C

Es wird speziell nur auf die Instrumentierung der Führergerätetafel auf dem im Titel abgebildeten Foto eingegangen !

Gerät Messbereich Fl – Nummer
1. Zündschalter SSH 45/67 Fl.21119
2. Grobhöhenmesser Lh 19r 0-6000m Höhe Fl.22307
3. Führerkompass Kleiner Emil“, „Lke 6“ 0-360° Fl.23226
4. Borduhr Fl.22600
oder „Lu 3“ Lu 3
5. Fahrtmesser 60-450 km/h Fl.22229
6. pneum. Wendezeiger „Lg 14r“ Fl.22402
7. Drehzahlmesser 600-3000 U/min Fl.20213 oder Fl.20219
8. Druckmesser (Kraftstoff) 0-0,5 kg/cm² Fl.20504 oder Fl.20505 oder Fl.20506
9. Druckmesser (Schmierstoff) 0-10 kg/cm² Fl.20606 oder Fl.20604 oder Fl.20608 oder Fl.20625
10. Dampfdruckthermometer (Schmierstofftemperatur) 40-180°C Fl.XXX
oder Dampfdruckthermometer (Schmierstofftemperatur) 40-160 °C Fl.20336-2
11.Anlasspumpe SUM AP 8 Gerät-Nr.: 8-4505 A

Bild-Quelle: Archiv, Peter W. Cohausz