Führerraum-Nachbau Heinkel HD 32 (1928)

Die Heinkel HD 32 stammt aus dem Jahr 1925 und war ein ganz aus Holz gebauter zweisitziger Doppeldecker mit stark gestaffelten, verspannten Tragflächen und einem Bristol- oder Siemens-Sternmotor zwischen 80 und 108 PS.

Der Einsatz der HD 32 erfolgte bei der Sportflug GmbH, der DVS und der DVL als Schulflugzeug. Einige Maschinen gingen später auch an die Akademischen Fliegergruppen von Aachen, Berlin, Darmstadt und Stuttgart. Die letzte HD 32 flog noch bis 1934. Insgesamt sind nur 11 HD 32 gebaut worden.

Bei der Typenbezeichnung bedeutet HD = Heinkel-Doppeldecker. Das bekannte „He“ kam erst nach 1933 auf.

 

 

Als Beispiel wird hier die Instrumentierung vom hinteren Sitz der Heinkel HD 32 der Akaflieg Berlin vorgestellt, die mit der als D-590 registrierten Maschine mit der Werknummer 231 bis 1930 Versuche zur Blindflugschulung durchgeführt hat. Dafür war der hintere Sitz mit einer abnehmbaren Abdeckplane versehen worden, so dass der Flugschüler gezwungen war, ohne Sicht nach außen nur nach den Instrumenten zu steuern und zu navigieren.

Typisch für die 1920er Jahre ist die Mischung von Instrumenten noch aus der Zeit des ersten Weltkriegs (Zündschalter, Höhenmesser, Fahrtmesser und Anlassmagnet) sowie Neuentwicklungen (Kompass und Wendezeiger)

Ausrüstung von links nach rechts:

  1. Gas- und Gemischhebel (an der Rumpfwand links)
  2. Benzinhahn
  3. Borduhr (Hersteller ist auf dem Foto nicht erkennbar, möglicherweise auch eine Uhr aus einem Auto)
  4. Zündschalter (Bosch)
  5. Drehzahlmesser (Deuta, bis 2000 U/min. Die Bauform wurde vom Drehzahlmesser bis 1600 U/min aus dem ersten Weltkrieg übernommen. Die Blechabdeckung um den Drehzahlmesser lässt vermuten, dass hier zuvor ein größeres Modell z.B. von Morell eingebaut war.)
  6. Wendezeiger (Askania. Dieser wurde von der Akaflieg Berlin für die Blindflugschulung eingebaut. In den anderen HD 32 dürfte kein Wendezeiger vorhanden gewesen sein.)
  7. Kompass (Zürn & Jackenkroll Z1. Die Firma in Berlin wurde später von der Firma Plath übernommen. In anderen Heinkel HD 32 war hier auch ein Kompass Ludolph FK 1 eingebaut)
  8. Höhenmesser (Lufft bis 8000 Meter. Auf dem historischen Foto ist nur die Öffnung zu sehen. Es ist aber davon auszugehen, dass ein Höhenmesser aus dem 1. Weltkrieg eingebaut war. Die HD 32 hatte eine Gipfelhöhe von 3800 Meter)
  9. Fahrtmesser (Bruhn bis 250 km/h. Warum das Gerät auf dem Kopf stehend eingebaut wurde, lässt sich nur vermuten. Entweder lag es am Schlauchanschluss hinten oder man wollte die Nullstellung des Zeigers unten haben.)
  10. Anlassmagnet (Bosch. Der auf dem Kopf stehende Einbau lässt sich damit begründen, dass bei einem normalen Einbau mit der Kurbel oben zu wenig Platz für die bedienende Hand gewesen wäre.)
  11. Feuerlöscher (Hersteller Minimax. Den Feuerlöscher gab es in zwei Größen mit 2,7 kg oder 4,7 kg Füllung bzw. 245 oder 454 mm Höhe. Ansonsten waren diese baugleich. Auf dem Foto ist nicht erkennbar, welcher eingebaut war. Beide Feuerlöscher wurden auch später bei der Luftwaffe verwendet und erhielten die Fl-Nummer 30551 bzw. 30552. Eingebaut ist hier ein Gerät Fl 30552, das am 27.1.1936 gefertigt wurde und ursprünglich in einer nach Spanien gelieferten Heinkel He 45 eingebaut war.)

Auffallend ist das Fehlen von sonstigen Motorinstrumenten wie Benzindruckmesser oder Öltemperaturanzeiger.

 

 

Historisches Foto vom Gerätebrett der HD 32, welches als Vorlage für den Nachbau diente

Bau des Instrumentenbretts

Auslöser für den Nachbau dieses Instrumentenbretts war 2006 der Erwerb des seltenen Askania-Wendezeigers. Da weitere Instrumente ebenfalls bereits vorhanden waren und eine historische Fotografie des hinteren Instrumentenbretts der Heinkel HD 32, D-590 der Akaflieg Berlin, wurde mit dem Bau des Instrumentenbretts begonnen.

Durch die bekannten Abmessungen einiger Instrumente konnte anhand des Fotos die ungefähre Größe des Gerätebretts rekonstruiert werden. Hinzu kam die Rumpfdecke, um Kompass und Windschutzscheibe darstellen zu können.

Da das historische Foto nur einen Ausschnitt zeigt, bleibt für das Rundherum befindliche nur Spekulation oder Anlehnung an vergleichbare zeitgenössische Typen von Heinkel wie die HD 35, von der noch eine Maschine im Flygvapenmuseum in Schweden existiert.

Mit dem Erwerb eines originalen Feuerlöschers, der auf dem historischen Foto rechts unten ebenfalls erkennbar ist, wurde das Instrumentenbrett zu einem kleinen Rumpfsegment erweitert. Dazu wurden noch ein Steuerknüppel, der Seitensteuerhebel und die Einheit mit Gas- und Gemischhebel rekonstruiert. Hier diente wieder die HD 35 als Vorbild. Dazu ist der obere Rand des Knüppelgriffs noch auf dem historischen Foto des HD 32 Cockpits zu erkennen.

Dieses historische Instrumentenbrett ist ein reizvolles Gegenstück zu den sonst in Sammlerkreisen verbreiteten Gerätebrettern aus der Zeit des zweiten Weltkriegs.

Text und Fotos Peter W. Cohausz

 

 

Historische Werksaufnahme der Heinkel HD 32

 

Heinkel HD 32 mit eingebautem Führerkompass F.K.1

Quelle des gesamten Materials: Sammlung Peter W. Cohausz