- Bezeichnung: mechan. Drehzahlmesser
- Anforderungszeichen: Fl. 20219
- Baumuster: Retax
- Meßbereich: 600-3000 U/min
- Hersteller : Original-Bruhn, Berlin
- Baujahr: 1939
- Flugzeugbaumuster: z.B. Bücker Bü 133
- Funktionsweise
Während den großen Nacht-Bomberoffensiven der Briten im Jahre 1943 konnte die Luftwaffe mit der Messerschmitt Bf 110 viele Erfolge melden.
„Die Nachtjagd bedeutete zu jener Zeit eine besondere Herausforderung, der nur absolut motivierte und trainierte Piloten entgegentreten konnten. Im Dunkeln der Nacht konnte sich die jeweilige Besatzung nur auf die Bordinstrumente, den Funksprechverkehr zum Bodenradar und ihre Intuition verlassen. Was die Nachtjagdpiloten mit ihren Kameraden von den Tagjagdgeschwadern verband, waren die schwerbewaffneten und in großen Zahlen auftretenden alliierten Bomber.“
Original-Gerätetafel Messerschmitt Me/Bf 110 G-4
Hintergrundinformationen zum Brett
( Eigentümer )
Gebaut wurde es vermutlich 1943/44 für die Bf 110 F oder frühe G. Später oben umgebaut mit SZK K 3, was den Einbau von zwei MK 108 anstatt der vier MG 17 in der Rumpfspitze belegt. Somit also Verwendung in einer Bf 110 G-2 oder vielleicht sogar einer G-3 oder G-4.
Mehrere Farbschichten belegen, dass die zugehörige Maschine wohl ein längeres Einsatzleben bis Kriegsende hatte, vielleicht auf einer Fliegerschule.
1945 wurde das Brett wohl im Raum Nürnberg ausgebaut. Da standen genug abgestellte Luftwaffenmaschinen z.B. in Fürth.
1978 tauchte es dann auf einem Flohmarkt in Süddeutschland auf, noch zur Hälfte gefüllt.
Die eingebauten Geräte waren eine Mischung aus früheren Instrumenten wie Tankanzeige der Bf 110 C (!) und spätere wie die Ladedruckmesser mit den Sektoren.
Gerätetafel vor ca. 30 Jahren
Die Suche nach den fehlenden Instrumenten und Teilen dauerte dann fast 30 Jahre bis alles weitgehend original wieder komplett war.
Die untere Hilfsgerätetafel mit den Abwurfschaltkästen ist eine Nachfertigung mit Originalgeräten. Der Oberbau mit den Lampen und dem Revi ist eine Rekonstruktion nach Fotos aus dem RAF-Museum. Die Beleuchtung ist funktionsfähig, einschließlich der UV-Lampen.
Momentan ist der Stand der Ausstattung der einer späteren Bf 110 G-4 mit Revi 16 B wie im RAF-Museum. Die gelbe Leitung links gehört zur Scheibenspülungsanlage. Bei der MK 108 war der Pulverdampf so intensiv, dass die Frontscheibe verrußte und die Maschinen mit einer Scheibenreinigung nachgerüstet werden mussten.
Gerätetafel vor dem Gesamtaufbau
(2010)
(Fertiggestellt 2013)
Fotos: Peter W. Cohausz
Aktualisierung 2019, Foto: Peter Cohausz
Aktualisierung November 2020, Fotos: Peter Cohausz
Detailfotos zur Konsole für Kompasseinbau (Notkompass), Teile-Nr. 919 0300 mit
Führerkompass FK 38, Fl.23233
und Geräteleuchte, Fl.32265
Bemerkung zur barometrischen Höhenmesseung, Quelle: „Die Techniken der Aneroid-Barometer“, 2. erweiterte Ausgabe, Rainer Holland, 2019
https://www.epubli.de/shop/buch/Techniken-der-Aneroid-Barometer-Rainer-Holland-9783748527725/85188
Die Entwicklung der Flughöhenmesser lief parallel zur Entwicklung der Flugzeuge ab. Es wurden stets größere Höhenbereiche und genauere Anzeigen gefragt. An dieser Stelle müssen wir kurz auf die besonderen Anforderungen im militärischen Bereich eingehen, da sie dort am Schwierigsten waren.
Der Kontakt zu den Hintermännern der Internetpräsentation hat diesen Teil des Kapitels überhaupt erst möglich gemacht.
Was ist für einen Piloten im offenen Doppeldecker, hier mit einem Otto Bohne Höhenmesser, wichtig zu wissen? Nicht die absolute Flughöhe über Meeresniveau, sondern im Landeanflug die Höhe über seinem Flugfeld, also eine relative Höhe.
Relative Höhen, sind Höhen über dem Grund, und waren auch für Bombenschützen wichtig, um die Fallzeit
der Bomben bis zum Aufschlag kalkulieren zu können.
Nun kann man mit keinem barometrischen Höhenmesser solche Messungen vornehmen.
Man musste sich anders behelfen.
Der Pilot stellte vor dem Start seinen Höhenmesser auf 0 ein, man sprach vom Nullen. Bei der späteren Landung war bei der Anzeige 0 der Boden wieder erreicht. Bei diesem Vorgang wurden Luftdruck, Breitengrad und Temperatur automatisch erfasst.
In späteren Instrumenten gab es einen extra Nullzeiger dafür.
Ein anderes Verfahren war sinnvoll, wenn die Landung an einem anderen Ort in anderer Höhe erfolgen sollte.
Der Pilot stellte nun an seinem Höhenmesser die Höhe seines Startplatzes auf der Höhenskala ein. Wenn er
dann in einer anderen bekannten Höhe landen wollte, musste er eben nicht bei 0, sondern z.B. bei 520 m
landen. Auch hierbei flossen der Luftdruck etc. in die Justierung ein.
Ein kleiner Nebeneffekt bei dieser Art war, dass während der damals sehr kurzen Flüge von 1-3 Std. die angezeigte
Höhe der absoluten Höhe entsprach, was beim Überfliegen von Hindernissen mit bekannten Höhen ein kleiner Vorteil war. Ansonsten interessierte den Piloten im Flug die genaue absolute
Höhe nicht.
Für den Bombenschützen half die Kenntnis seiner absoluten Flughöhe, wenn er zusätzlich wusste, in welcher Höhe sein Ziel lag. Die Differenz war die relative Höhe, die Höhe über Grund.
Fehlte ihm die Flug- oder Zielhöhe, so konnte nur ein Probewurf helfen. Die Fallzeit bis zum Aufschlag
wurde dann beim Zielwurf als Vorhalt genommen.
Zurück zu den Landungen. Da barometrische Höhenmesser nicht über einen so großen Höhenbereich genau anzeigen können, wurden Landungshöhenmesser vorgeschlagen, die in z.B. den letzten 150 m in Betrieb gingen und in
größerer Höhe mechanisch ausgeschaltet waren. Mit solchen Instrumenten könne man bei nur 1% Fehler immerhin auf 1 m genau messen.
Die Forderungen an Höhenmesser zur Zeit WK1 und WK2 waren: GenaueAnzeige bei der Landung,
Temperaturkompensation, Verringerung der Nachwirkung (Hysterese), gute Ablesbarkeit also Linearität der Skalen. Kein Flattern des Zeigers, Bedienbarkeit mit Handschuhen und guter Witterungsschutz.
Kein Wunder, dass die Höhenmesser von Otto Bohne Nachf. in vielen der militärischen
Flugzeuge zu finden waren. Sie hatten eine Temperaturkompensation mit stabilem Bimetall im ersten langen Hebel, ein Aluminiumgehäuse, eine exzellente Verarbeitung und ein sehr gutes Schutzetui, das auch zur Aufhängung diente.