Jährliche Archive: 2017



  • Bezeichnung: Druckknopfschalter (Nullschußknopf)
  • Anforderungszeichen: Fl.32334
  • Gerät-Nr.: 19-5805A
  • Baumuster: SSH 515 P 1 Z
  • Hersteller: Robert Bosch AG, Stuttgart
  • Baujahr: ca. 1939
  • Eingebaut in: z.B. Messerschmitt Bf 109 E

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  • Bezeichnung: Staurohr, heizbar
  • Anforderungszeichen: Fl.22261
  • Gerät-Nr.: 127-88 A
  • Baumuster: „Heiro“
  • Hersteller: Bruhn-Werke GmbH, Berlin
  • Baujahr: ca. 1944
  • Eingebaut in: z.B. Messerschmitt Bf 109, Me 163, Me 262, Focke-Wulf FW 190 u.v.a.

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  • Bezeichnung: Selbstschalter
  • Anforderungszeichen: Fl.32407-4
  • Messbereich: 100 A, 40 V
  • Hersteller: SAM, Siemens  Apparate und Maschinen GmbH, Berlin
  • Baujahr: ca. 1940
  • Verwendung: als Hauptsicherung für das Bordnetz

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Gerätebrett der Me 163B – frühe Version 1943/44

V-Muster V0 -V45 / die ersten Einsatzmaschinen !

Hinweis : hier handelt es sich um die frühe Version der Einsatzmaschine mit Wendehorizont Fl.22410-1 im Blindflugbrett ab ca. 1943.

Das frühe Gerätebrett

Dieses frühe Gerätebrett gehörte vermutlich zu den ersten Baureihen der Messerschmitt Me 163 B-0 „Vorserie“ V1 -V70 deren Fertigung bei der Messerschmitt AG in Augsburg und Messerschmitt GmbH in Obertraubling vorgenommen wurde. Auch kommt die Baureihe Me 163 B-0/R1 mit insgesamt 20 Flugzeugen in Frage die bei der Firma Klemm gebaut wurden. Der Übergang danach zum Gerätebrett der Me 163 B-1 Baumuster war dann vermutlich fließend.

In den ersten frühen Entwicklungphasen der Messerschmitt Me 163B-0 und Me 163 B-1/R1 war alles noch Neuland. Insbesonders für die Ingenieure, die technischen Projektleiter sowie auch für die damaligen Testpiloten. Schliesslich war die Me 163B der erste in Serie gebaute „Raketenjäger“ der Welt. Viele Erkenntnisse mussten erst aus den Erfahrungen im Einsatz gewonnen werden und waren somit auch oft mit vielen Fehlschlägen verbunden . Es ist heute nur sehr schwer abzuschätzen, wieviele Änderungen in den Gerätebretter vollzogen wurden um die optimale Geräte-Instrumentierung für die Me 163B zu erreichen.

Um dies heute nachvollziehen zu können, ist die Schwierigkeit dabei, dass seltene noch vorhandene Bildmaterial aus dieser Zeit (1943/44) noch zu finden und auszuwerten. Dadurch ist das wenige vorhandene Bildmaterial heute schwierig, in die diversen Baumuster der Messerschmitt Me 163B einzuordnen, beziehungsweise die diversen Einsatzmaschinen oder Versuchsmuster auseinander halten zu können.
Ebenso spielt die damalige Produktion und Endwicklung der diversen Gerätehersteller eine entscheidente Bedeutung, was die Bestückung der Gerätebretter in den Anfangsjahren (1943/44) betrifft.
Viele Geräte mussten von Grund auf neu für das Raketenflugzeug entwickelt werden, wie zum Beispiel der elektr. Verbrauchszähler Fl.20815 der in den Werkszeichnungen von 1944 schon vorgesehen war, aber vermutlich erst später, von der Industrie, geliefert werden konnte (siehe Skizze von 1944 Nr.1) !

Auch die mit der Nr.2 gekennzeichnete kardanische Kompass-Aufhängung ist auf der Werkszeichnung von 1944 gut zu erkennen ! Lange war nicht klar ob diese Kompasshalterungen überhaupt je gebaut wurden, oder ob es nur ein Wunschdenken der Zeichner war, bis ich im Jahre 2006 ein wirkliches Originales Exemplar eintauschen konnte. Dies war mitunter der Beweis für die Existenz dieser kardanischen Kompasshalterungen und lässt darauf schliessen, dass es solche frühen Gerätebretter der Me 163 tatsächlich gab. Wenn man bedenkt, das über 350 – Me 163 (mit Prototypen und Versuchsmustern) gebaut worden sind, ist es durchaus möglich, das die ersten Einsatzmaschinen ein ganz anderes Gerätebrett aufwiesen als die folgenden Muster in den späteren Kriegsjahren.

Hinzu kam, dass Resourcenknappheit und Gerätemangel, gegen Kriegsende, ihren eigenen Tribut vorderten.Somit oft von der Wunschinstrumentierung für einen erfolgreichen Einsatz abgewichen werden musste. Somit heute die Gefahr besteht einzelne erhaltene hystorische Fotos falsch zu interpretieren im gesamten Gerätebrett-Zeitfenster der Me163B Entwicklung.

Werkszeichnung aus dem Jahr 1944 – Nr.1 Verbrauchszähler – Nr.2 Kompass mit kardanischer Halterung

Auf dem folgenden Foto sehr schön zu erkennen, ein Vorratsanzeiger, anstelle des Verbrauchszählers.

Ein elektr. Vorratsanzeiger der Me 163 B-0

In Folge der immer öfters spürbaren Ressourcenknappheiten sowie den hinzu kommenden Kriegswirren gegen Ende des Krieges, wurden die Gerätebretter der Me 163B immer einfacher in ihrer Geräteausgerüstung und oft nur noch mit den nötigsten Bordgeräten bestückt. Anhand dieser Situation, gab es keine genaue Vereinheitlichung der Gerätebretter. Die Gerätebretter wurden immer wieder von neuem der Kriegslage angepasst.

Schön zu sehen, hier auf dem folgenden Plan, wo der SZKK 2 vorgesehen war für die Bordbewaffnung mit zwei MG 151. – später jedoch mit der Bewaffnung von zwei MK 108 Kanonen, diesen überflüssig machten.

MK 108

Bild-Quelle : USA

Eine mögliche Standart-Ausrüstungs-Variante mit einem SZKK 2 (Schusszählerkasten) für zwei MG 151 Bordwaffen.

Ebenso gut zu erkennen auf dem folgenden original Plan vom Juni 1943 :

Gerätebrett frühe Version Me 163B

Bild-Quelle : USA

Zur Gerätebrett-Übersicht der frühen Version :

Das Gerätebrett besteht im Wesentlichen aus 3 Hauptteilen. Einem Holz-Hauptgerätebrett mit integrierter Holz-Blindflugtafel 7 mm, sowie einem linken und rechten Seitenbrett aus 3 mm Aluminium. Das Hauptgerätebrett wurde aus 6 mm starken, mehrfach geleimtem Sperrholz gefertigt. Das Hauptgerätebrett war 500 x 356 mm gross. Die Breite wurde mit einem angesetzten Seiten-Rand auf 20 mm erweitert.

Rückansicht der Holzkonstruktion des Gerätebrettes der Maschine in Schottland (mittlere Version Me 163 B1)

Erstaunlich ist die Tatsache, dass auf der frühen Zeichnung, von hinten eingesetzte Einschlag- oder Einsatzmuttern oder Annietmuttern für Holz zu erkennen sind, um die Geräte ein zuschrauben ! Hingegen die beiden Schubanzeigen auf der rechten Seite von hinten eingebaut wurden und von daher die Einschlag- oder Einsatzmuttern entfallen. Im laufe der Zeit ist diese Praxis dann in den späteren Baumustern entfallen.

Einschlag- oder Einsatzmuttern oder Annietmuttern ?

 

Die Beschriftungen auf dem Gerätebrett auf den Hinweisschildern aus Aluminium wurden ebenso angenietet. Die wichtigen Grenzbereiche auf den Geräten und Anzeigen wurden durch den Bordwart oder bereits aus dem Werk mit „weiss-rot-weisser“ Farbe markiert (z.B. Fahrtmesser, Drehzahlanzeiger).

Das Hauptbrett kann, zur besseren Zugänglichkeit für den Bordwart, in den Führerraum geschwenkt werden. Dazu hatte es zwischen dem rechten Seitenbrett und dem Hauptgerätebrett über die ganze Länge ein Scharnier (starkes Klavierband)
Zum Ausschwenken des Gerätebretts musste der Bordwart zuerst die beiden grossen Halteschrauben (Schnellverschlussschrauben) lösen und den Frequenzangleichknopf für das Funkgerät (FuG 16) ausbauen. Ein entsprechendes kleines Hinweisschild befand sich links, oben am Hauptbrett mit folgendem Schriftzug:

„ Vor Wegkippen
des Gerätebrettes ist
Knopf für Frequenzen-
angleich zu entfernen“

Als Zieloptik wurden bei der Me 163 B normalerweise das Revi 16 B verwendet. Hier bei der frühen Version wurde auch das Revi 16 A eingesetzt.
Das Reflexvisier wurde vor der 90 mm dicken Panzerscheibe über dem Gerätebrett montiert. Die Revihalterung selbst wurde durch die Panzerscheibe vor dem Flugzeugführer durchgehend montiert.
Das Revi konnte mit einer speziellen Halterung um 90°-120° aus dem Blickwinkel weg gedreht und eingeschoben werden. Dadurch konnten viele Unfälle (Kopfverletzungen bei Start und Landung) verhindert werden, und der Flugzeugführer hatte bis zur Auffassung des Ziels ein besseres Blickfeld.

 

Originale Revihalterung der Me 163 B-0 Version

Beispiel: Am 30.10.1942 erlitt Flugkapitän Hanna Reitsch bei einem Testflug mit der Me 163 BV5 in Regensburg Obertraubling einen Schädelbasisbruch, weil sie bei einer extrem harten Landung mit dem Kopf auf das nicht zurück geschwenkte Visier schlug.

Unterhalb des Gerätebrettes, an den linken und rechten Seitenwänden, befanden sich je ein T-Stoff Tankbehälter mit jeweils 60 Liter Fassungsvermögen. Der Sitz des Flugzeugführers befand sich genau dazwischen.

 

Gerätebrett – Analyse

Hinweis : hier handelt es sich um die frühe Version der Einsatzmaschine mit eingebautem Wendehorizont in der Blindflugtafel ab 1943/44.

Hauptgerätebrett :

Die wichtigste Instrumentierung im Gerätebrett besteht aus Variometer (Fl.22385), elektr. Drehzahlanzeiger (Fl.20265), elektr. Temperaturanzeiger für Abgastemperatur (Fl.20338), Wendehorizont (Fl.22410-1), Fahrtmesser (Fl.22241), Höhenmesser (Fl.22322), sowie den beiden Ofendruckmessern Fl.20521 (0-6 kg/cm² und 0-25 kg/cm²). Beide Druckmesser gelten als Einheit (zusammenhängendes Bauteil), und haben deshalb die gleiche Nummernkennzeichnung (Fl.).

Nachdem der Raketenjäger seine Endhöhe im extremen Steigflug erreicht hatte, und in den Horizontalflug überging, wurde oftmals die Treibstoffzufuhr zum Raketentriebwerk unterbrochen, was zu einem sofortigem Schubabbruch führte. Ein erneutes Anlassen des Raketentriebwerkes konnte konstruktionsbedingt, erst nach 2-3 Minuten erfolgen. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass in den Einsatzmaschinen eine Borduhr mit Stoppfunktion (BoUK-1) eingebaut war. Was aber auf den meisten, erhaltenen Fotos nicht erkennbar ist.
Das Variometer mit einem Anzeigebereich von „Steigt“ + 0-150 m/s, wurde ausschließlich für die enorme Steigleistung der „ Komet “ gebaut. Die Me 163 erreichte die Flughöhe von 9.150 m in zweieinhalb Minuten. Dies entspricht einer Steigleistung von 81,6 m/s.

Der elektr.Drehzahlanzeiger zeigte die Turbinendrehzahl der Dampfturbine an, die wiederum für die Beförderung des Raketentreibstoffes zum Raketentriebwerk zuständig war. Der Zeiger sollte die Optimalmarke von 100 % (weiss-rot-weiss auf dem Instrument) normalerweise nicht überschreiten.
Die beiden Ofendruckmesser haben den Abgasdruck im Bereich der Brennkammer gemessen.
Über dem Instrumentenbrett ( hinter der 11 cm starken Panzerglasscheibe ) war der Führerkompass FK 38 (Fl.23233) eingebaut. Der Kompass wurde speziell für das zugehörige Flugzeug kompensiert. Die Kursabweichungen vom Originalkurs wurde, für den Flugzeugführer sichtbar, auf einer Deviationstabelle notiert.
Meist wurden die nicht benötigten Öffnungen im Gerätebrett mit einem Blinddeckel (Holz oder Alublech) abgedeckt.

Zusatzgeräte sind oberhalb des Hauptgerätebrettes zu erkennen. Schalter und ein SZKK 2 oder ein SZKK 4 (Schusszählerkasten) für die Waffensteuerung, sowie das Bediengerät BG 25a, für das Funkgerät FuG 16 E, welches sich in der Bugspitze befand.

Speziell auf diesem frühen Gerätebrett gegenüber späteren Baumuster ist das sogenannte „Vierlampengerät“ Fl.32526 zu erwähnen. Dieses Gerät zeigte dem Flugzeugführer den Status der Kufe sowie den Abwurf des Startrollwagens (Räder) an. In späteren Baumustern wurde nach und nach das Vierlampengerät durch Schauzeichen 19-6825 A1 ersetzt. Mögliche Gründe für den Ersatz des Vierlampengerätes mögen sein – Verwirrung beim ablesen der Anzeige oder Gerätemangel aus der Produktion.

 

Das linke Gerätebrett:

Werkstoff : 3 mm Aluminium

Auf dem linken Gerätebrett befinden sich das Notausfahrventil für die Kufe und der Notablasshahn für den Raketentreibstoff. Der Raketentreibstoff konnte im Notfall, aus Öffnungen unterhalb der Treibstoffbehälter, schnell abgelassen werden (ca. 90 Sekunden). Der Raketentreibstoff war für Flugzeugführer und Flugzeug, aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung, überaus gefährlich und absolut brisant.

Weiterhin befinden im linken Gerätebrett die Druckanzeigen für den Pressluft- und Ölnotdruck, sowie der Schleppkupplungshebel (Notausklinken des Schleppseils). Dieser Hebel diente dazu, im Schleppbetrieb durch ein Schleppflugzeug (z.B. Me 110 ), die Schleppseilverbindung schnell zu lösen.
Schleppbetrieb wurde mit der Me 163 für die Schulung neuer Flugzeugführer durchgeführt, oder um knappen Raketentreibstoff bei Überführungen zu sparen. Das Schleppverfahren war oft alltäglich, da der Raketentreibstoff sehr knapp und oft nicht verfügbar war.

Ganz oben links sind die beiden grossen Hebel für „Kabinen-Verriegelung“ und „Kabinendach-Notabwurf“ eingebaut.
Durch kräftiges Ziehen lösten sich 2 Bolzen (über einen Stahlseilzug hinter dem Instrumentbrett), wodurch das Kabinendach entriegelt wurde, und Abgeworfen werden konnte.

 

Hier ein Foto des linken Hilfsgerätebrettes aus Aluminium

Im Hauptgerätebrett befindet sich mittig die 7 mm dicke Holz-Blindflugtafel .. hier nicht wie in den späteren Baumuster die Standartblindflugtafel (Fl.22000) sondern mit einer sonderbaren eigenen Formgebung.

Blindflugtafel – 1943

Bild-Quelle : USA

Zusätzlich in der Blindflugtafel gegenüber der Standart Blindflugtafel (Fl.22000) wurde hier die Bohrung für den Knopf – Frequenzangleich für das Funkgerät FuG 16 vorgenommen, sowie eine Bohrung für die Restatandswarnlampe Fl.32262 eingefügt.

Die frühe Blindflugtafel der Me 163B wurde mit einem Wendehorizont Fl.22410-1 oder einem Fl.22411-1 bestückt.Was aber Aufgrund des geringen Einsatzradius der Me 163 B später jedoch nicht als notwendig erachtet wurde. Zusätzlich hatte der Wendehorizont die negative Eigenschaft, dass er bei Neigungswinkeln über 90° nach links oder rechts um die Längsachse (Messerflug) kollabierte, d.h. Der Kreisel überschlug sich und konnte nur durch Aufrichten per Hand über die Feststellvorrichtung wieder in Funktion gesetzt werden. Da diese Fluglagen während des kurzen Einsatzes der 163 aber nicht gerade selten waren, war der Wendehorizont für diese Maschine praktisch unbrauchbar.

Anstelle des in der Standart-Blindflugtafel verwendeten AFN 2 (Anzeige für Funknavigation), wurde im Raketenjäger eine elektrische Temperaturanzeige Fl.20338 (300-1.000 °C) eingebaut.

Bei schlechten Sicht- und Witterungsverhältnissen wurde die Me 163 sowieso nicht eingesetzt. Bei einem Kampfeinsatz wurden die Me 163 mittels des Y-Verfahrens an die Gegner herangeführt, welches mittels übertragener Dauer- und Tasttöne an die Flugzeugführer funktionierte, dadurch war ein Ablesen des AFN nicht nötig.

Die gleichen Gründe sind auch verantwortlich für das Fehlen einer elektr. Fernkompassanlage mit Führertochterkompass (Fl.23334) in der Blindflugtafel. An dessen Stelle wurde bei der Me 163 B der elektr. Drehzahlanzeiger (Fl.20265) für den Dampferzeuger (Turbinendrehzahl) eingebaut.

 

Das rechte Gerätebrett:

Werkstoff : 3 mm Aluminium

Auf dem rechten Gerätebrett sind die Überwachungsanzeigen für die Sauerstoffanlage, das Sauerstoffventil, sowie der Frequenzwahlschalter (FuG 16 Z/E) zu den verschiedenen Funkstationen ( Y-Führungsfrequenz, Gruppenbefehlsfrequenz, Nahflugsicherungsfrequenz, Reichsjägerfrequenz) eingebaut. .
Unterhalb des rechten Gerätebrettes, in der Seitenkonsole, ist der Sicherungskasten für die elektrische Anlage, mit den dazugehörenden Selbstschaltern eingebaut.

Alle Geräte, Schalter und Anzeigen werden in der folgenden Instrumentenanalyse beschrieben!

 

Zürich den 10.05.2007 Erwin Wiedmer

 

Zwei Versionen, Gerätebretter der Messerschmitt Me 163B – frühe Version 1943/44

 

Version Me 163 B-0 / B-1 mit Schusszählerkasten SZKK 4 Nr.9 und dem Reflexvisier 16 A !

Version Me 163 B-0 / B-1 mit Verbrauchszähler für Raketentreibstoff, Gerät Nr. 17 !

Gerätausstattung der Me 163 B nach Fl. Nummern geordnet !

frühe Version ab 1943 –

Gerät/ Instrument Messbereich Anforderungszahl
elektrischer Drehzahlanzeiger 0 – 12.500 ( = 100 % ) Fl.20265
Temperaturanzeiger 300 – 1000 °C Fl.20338
Druckmesser für Pressluft 0 – 250 kg/cm Fl.20519
Druckmesser für Rollwerknotbetätigung 0 – 250 kg/cm Fl.20519
Turbinendruckmesser Fl.20521
Ofendruckmesser ( gleiche Fl.Nummer wie Turbinendruckmesser ) Die beiden Einfachdruckmesser gelten als Einheit ! Fl.20521
elektrischer Vorratsanzeiger Fl.20723
event.elektr. Kraftstoffverbrauchszähler Fl.20815
Fahrtmesser 100 – 1.000 km/h Fl.22241 oder Fl.22245
Fein- Grobhöhenmesser 0 – 13.000 m Fl.22322
Variometer – 150 / + 150 m/s oder – 25 / + 150 m/s Fl.22385
Wendehorizont Fl.22410-1
Magnetkompass FK 38 Fl.23233
Borduhr Bo – UK 1 Fl.23885
O2-Wächter für Höhenatmer Fl.30489
Druckmesser für Höhenatemanlage 0 – 250 kg/cm Fl.30496
1 Reststandswarnlampe Fl.32262
Netzausschalter Fl.32315-2 oder Fl.E.19-5836 A1
Kippschalter Fl.E583401
event. Schauzeichen für Staurohrheizung Fl.32530
Schusszählerkasten SZKK 2 oder SZKK 4 Fl.47319 Fl.47317
Reflexvisier Revi 16B Fl. 52955
Revibefestigungsplatte Fl.52962
Kontaktstück Fl.52963
Sauerstoffventil Fl.417234
Bediengerät für FuG 25a ( BG 25a ) Ln.28810
Anschlussdose ADb 18/E Ln ?
Notausfahrventil frühe Version 19-3208 A-3
Gerätebank mit 8 Selbstschaltern 19-5000
Knopf für Frequenzangleich Drehknopf-Schalter
Schnellablass-Notzug-Hebel Nr. M8 MeN 16125 Notzughebel

 



  • Bezeichnung: Kompasshalterung
  • Anforderungszeichen: Fl.XXX
  • Gerät-Nr.:
  • Baumuster:
  • Messbereich:
  • Hersteller:
  • Baujahr: ca. 1944
  • Verwendung für: Spezialkompasshalterung zum Führerkompass FK 38, Fl.23233,  nur in der Messerschmitt Me 163 bekannt
  • Funktionsweise

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Gerätebrett Me 163B

Wichtige Hinweise:

Im Gegensatz zu anderen Baumustern der Luftwaffe ist das Gerätebrett der Messerschmitt Me 163B durch viele Ereignisse in der Entwicklung in kurzer Zeitspanne geprägt worden. In Anbetracht der aktuellen Bedrohung durch die Allierten in den Jahren 1943 – 1945 und der rasanten Entwicklung neuer gegnerischen Flugzeugtypen, sowie den in immer zahlreicher auftretenden Bomberangriffen, war eine schnelle neue, sogenannte „Wunderwaffe“ gefordert. Von daher wurden viele Ideen und Entwürfe für einen neuen Raketenjäger wie die Me 163B ständig erneuert und umgearbeitet. Dies trifft natürlich auch auf das Gerätebrett und deren Instrumentierung zu. Ein weiteres Problem, waren die immer mehr in Erscheinung tretenden Rohstoffmangel, die zur Improvisation forderten. Sei dies in den Rohstoffen für die genormten Farbmischungen des RLM oder den im Gerätebrett gewünschten Geräten, wo viele Ersatzvarianten zum Einsatz kamen.

Diese Tatsachen widerspiegeln sich auch in dem wenig erhaltenen Bildmaterial, das uns heute noch zu Verfügung steht. Es wurden über 350 Me 163B gebaut, und dennoch ist, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, sehr wenig Bildmaterial von Gerätebrettern vorhanden geblieben, und diese oft nur von späten Einsatzmaschinen. Sicherlich war es zur damaligen Zeit auch schwierig Bilder aus dem Führerraum dieser Maschinen zu machen. Dieser Flugzeugtyp war ja schließlich streng „geheim“ und das fotografieren ohne Erlaubnis unter strenger Strafe gestellt.

Nach meinen Nachforschungen gab es dennoch in sehr kurzer Zeit eine große Entwicklungsgeschichte des Gerätebrettes der Me 163B, was die Instrumentierung des Gerätebrettes betreffen. Ich habe dabei in etwa 3 Haupt-Baumuster festgestellten können. Ich werde diese nach Entwicklungstand „frühe-,mittlere- und späte Version“ benennen. Obwohl natürlich durch die ganze Kriegszeitspanne gesehen, alles „spät“ (1943-45) war ! Irreführend waren oft auch die diversen Versuchsmuster, die mit verschiedenen Instrumenten und Waffensystemen ausgestattet wurden.

Bei meinen Nachforschungen bezog ich mich auf markante Veränderungen oder Neuerscheinungen diverser Einbaugeräte. Als Beläge und Unterstützung dienten mir original Baupläne der Gerätebretter, sowie noch erhaltenes Bildmaterial und Tatsachenberichte aus diversen publizierten Lektüren.

Meine Erkenntnisse erheben auf keinen Fall Anspruch auf Vollständigkeit in Bezug auf diese Erkenntnisse. Wenn der eine oder andere unserer Leser persönliche Informationen zum Thema hat oder gar als Zeitzeuge ein weiteres Mosaiksteinchen zur Dokumentation beisteuern möchte, so bitten wir Ihn, sich an uns zu wenden.

Danke

Erwin Wiedmer

Alexander Lippisch (1894-1976)

Konstrukteur der Me 163

Um das Gerätebrett der Me 163B verstehen zu können, ist es notwendig die besondere Einsatzweise, sowie die Gefahren die von diesem Flugzeugtyp ausgingen zu verstehen.

Folgende Gefahren waren möglich :

Problem 1:

Die Me 163B war mit einem Helmut Walter Raketentriebwerk ausgerüstet, dem HWK 109-509 A-1, mit einem in fünf Stufen regelbarem Schub von 100-1.600 kp (Aus, Leerlauf. 1, 2, 3).
Dieses Raketentriebwerk machte insofern Probleme, da es bei negativen Beschleunigungen selbst abschaltete. Bis zum Wider anlassen im Flug musste zwei Minuten gewartet werden, wobei das Wider anlassen nicht immer erfolgreich war, so dass infolgedessen mit einer größeren Menge Restkraftstoff gelandet werden musste.
Das Raketentriebwerk war nicht immer zuverlässig, und konnte auch in der heiklen Startphase ausfallen. Für eine sichere Landung benötigte die Me 163B eine relativ ebene Fläche (Kufenlandung im Gleitflug bei ca. 160 km/h).

 

Problem 2:

Das HWK 109-509 A-1 wurde durch zwei höchst gefährliche Kraftstoffe angetrieben. Die als T-Stoff und C-Stoff bezeichneten Flüssigkeiten waren in getrennten Tankbehältern untergebracht. 3 Tankbehälter 3 Tankbehälter für T-Stoff befanden sich im Rumpf, und 4 Tankbehälter 4 Tankbehälter für C-Stoff in den Flügeln, mit einer Gesamtkapazität von 1.660 Litern.
Besonders gefährlich war der T-Stoff, da er bereits durch kleinste Verunreinigungen explodieren konnte, weshalb auch der nach Brennschluss in den Tanks verbleibende Restkraftstoff (ca. 70 bis 150 Liter) bei der Landung eine latente Explosionsgefahr in sich barg. Bei Notsituationen konnte der Flugzeugführer die T-Stoff Tankbehälter per „Schnellablass“ leeren. Dies dauerte ca. 1,5 Minuten.

 

Untersuchungen am T-Stoff

Problem 3:

Beim Start musste eine gewisse Geschwindigkeit erreicht werden, bis die Seitenruder ansprachen. Da die Räder des Startwagens eine sehr geringe Spurweite hatten, war die Me 163B beim Start schlecht zu steuern und zu beherrschen. Dies war besonders kritisch bei Seitenwind. Die Me 163B wurde, wenn möglich immer gegen den Wind gestartet.

 

Problem 4:

Der Startwagen löste sich nach dem Start entweder zu früh, oder gar nicht vom Flugzeugrumpf (äußerst ungünstige Flugeigenschaften, Probleme bei der Landung).
Bei zu frühem Lösen konnte der Startwagen von der Startbahn zurück katapultiert werden und das Flugzeug beschädigen.

 

Problem 5 :

Beim HWK 109-509 A-1 Raketentriebwerk mussten permanent die Abgastemperatur überwacht werden.
Bei Abgastemperaturen über 700-750 C° musste der Flugzeugführer mit einer Überhitzung oder einem Brand im Raketentriebwerk rechnen.

 

Problem 6 :

Die Geschwindigkeit sollte möglichst die 900 km/h nicht überschreiten, da ansonsten mit Strukturschäden am Flugzeugrumpf oder Leitwerk gerechnet werden mußte. Bei überschreiten der kritischen Machzahl begann die Maschine stark zu schütteln, wodurch auch noch häufig das Triebwerk ausgehen konnte.

 

Problem 7 :

T-Stoffgase traten durch ein Leck in den Führerraum ein, und vernebelten dabei die Sicht des Flugzeugführers. Die Instrumente konnten nicht mehr abgelesen werden. Trotz des speziell entwickelten Schutzanzuges, konnte es zu schweren Verätzungen an den Augen und der Haut des Flugzeugführers kommen.

Problem 8 :

Beim Anflug auf den auserwählten Landeplatz hatte der Flugzeugführer nur einen Versuch, da ohne Antrieb (Kraftstoff war bereits verbraucht) im Gleitflug gelandet werden musste. Regen und Schnee erhöhten das Landerisiko auf der Kufe, ohne Bremsen zusätzlich.

 

Problem 9 :

Durch eine harte Landung konnte der Flugzeugführer erheblich Verletzungen davontragen. Die ungenügende Sitzfederung führte oft zu Wirbelsäulenschäden und Kopfverletzungen.

 

Problem 10 :

Wie bei allen Flugzeugtypen gegen Ende der Krieges spielten Zeit, Ressourcenknappheit sowie interne Machtkämpfe und Meinungsunterschiede im RLM über die geeigneten zukünftigen Flugzeugtypen der Luftwaffe, eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung und Produktion der Me 163. Von daher kam viel Unausgereiftes zur Erprobung und zum Fronteinsatz. Dies traf insbesondere auf den Raketenjäger und seine Flugzeugführer zu.
Diese ungünstigen Voraussetzungen führten zu vielen betrieblichen Zwischenfällen sowie großen Verlusten unter den Flugzeugführern.

 

 

Die Erprobung und Schulung auf der Me 163 forderte mehr Opfer unter den Flugzeugführern als durch Feindeinwirkung bei diesem Muster. Anzumerken ist aber, dass die Me 163, durch Ihre überragende Flugleistung, speziell dem Geschwindigkeitsüberschuss, nicht leicht zu bekämpfen war, und daher auch wenige Opfer durch Feindeinwirkungen zu beklagen waren. Zusätzlich sahen sich die Flugzeugführer dem Problem gegenüber, dass durch die hohe Annäherungsgeschwindigkeit an das Ziel nur ein paar Sekunden Zeit blieb, auf den Gegner zu feuern, was durch die niedrige Schussfolge der Mk 108 noch verschlimmert wurde. Aus diesem Grund experimentierte man mit dem Einbau einer automatisch auslösenden Senkrechtbewaffnung, die bei unterfliegen des Gegners über eine Fotozelle ausgelöst wurde. Ein Einbau erfolgte aber nur in einzelnen Maschinen und ein operationeller Einsatz unterblieb bis auf eine einzige Ausnahme. Diesen Umständen ist es zuzuschreiben, dass der operationelle Erfolg der Me 163 bescheiden blieb: Nur insgesamt 9 bestätigte Abschüsse.

All diese Umstände / Probleme widerspiegeln sich auch im Führerraum der Me 163B wieder. Auf den ersten Blick erkennt man einen relativ geräumigen und übersichtlichen Führerraum. Die Instrumentierung und die Betätigungshebel sind übersichtlich angeordnet, und im Notfall leicht und schnell zu überschauen bzw. zu bedienen.

Die mehrteilige, komplette Gerätetafel ist 100 cm breit und im Vergleich zu herkömmlichen Flugzeugen mit Kolbenmotorantrieb, sehr sporadisch instrumentiert.
Im Führerraum sind die Nothebel und lebenswichtigen Anzeigen sehr übersichtlich mit roter Farbe gekennzeichnet (rot= Not / Brand).
Der Temperaturanzeiger für Gastemperaturmessung der Brennkammer musste deutlich mit roter Farbe gekennzeichnet werden. Der Flugzeugführer musste die Abgastemperatur stets überwachen!

Das Konzept des Gerätebrettes der Me 163B war so gut, das man es bei den Weiterentwicklungen der Me 163C,D und der Ju 248 (Me 263) weiterführte und im Grossen und Ganzen, mit wenigen Änderungen übernommen hat.



  • Bezeichnung: Netz-Ausschalter
  • Anforderungszeichen: Fl.32315-2
  • Gerät-Nr.: 126-634 B
  • Baumuster: B.M.77.sch.19 b
  • Hersteller: Siemens, Berlin
  • Baujahr: 1937